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Es gibt 9 Namen in die­sem Ver­zeich­nis, die mit dem Buch­sta­ben V begin­nen.
Ver­fol­gung Homo­se­xu­el­ler
Eine seit dem 19. Jahr­hun­dert bestehen­de gesetz­li­che Ver­fol­gung von Homo­se­xu­el­len ver­schärf­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten 1935. Ab 1937 muss­ten Homo­se­xu­el­le damit rech­nen, nach der Ver­bü­ßung ihrer Stra­fe zur „Umer­zie­hung“ in ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger depor­tiert zu wer­den. Wer „mehr als einen Part­ner ver­führt habe“, so eine Anord­nung Himm­lers 1940, sei nach der Ent­las­sung aus dem Gefäng­nis grund­sätz­lich in „Vor­beu­ge­haft“ zu neh­men. Par­al­lel zu die­sen Repres­si­ons­maß­nah­men wur­de ab 1933 die Indi­ka­ti­on zur zwangs­wei­sen Kas­tra­ti­on aus­ge­wei­tet. So konn­ten Ver­ur­teil­te einer Haft oder einer Ein­wei­sung in ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ent­ge­hen, indem sie einer Kas­tra­ti­on zustimm­ten.
Ver­nich­tungs­la­ger
Die ers­ten Ver­nich­tungs­la­ger ent­stan­den Ende 1941, weil die Besat­zungs­or­ga­ne eine geziel­te und kon­zen­trier­te Ermor­dung mög­lichst vie­ler Men­schen woll­ten. In Chełm­no-Kulm, Bełżec, Sobi­bór und Treb­linka wur­den die ankom­men­den Häft­lin­ge unmit­tel­bar in Gas­kam­mern getö­tet. In den bei­den größ­ten Ver­nich­tungs­la­gern Ausch­witz-Bir­ken­au und Lub­lin-Maj­da­nek, die an Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ange­schlos­sen waren, wur­de ein Groß­teil der Häft­lin­ge unmit­tel­bar nach der Ankunft ermor­det. Eini­ge muss­ten zunächst bis zur voll­stän­di­gen kör­per­li­chen Erschöp­fung arbei­ten. Waren sie krank oder nicht mehr kräf­tig genug, kamen sie in den für die Ver­nich­tung bestimm­ten Lager­be­zirk.
Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz-Bir­ken­au
Das Lager Ausch­witz-Bir­ken­au, auch Ausch­witz II genannt, wur­de weni­ge Kilo­me­ter ent­fernt vom Stamm­la­ger Ausch­witz auf dem Are­al des Dörf­chens Brze­zin­ka (Bir­ken­au) errich­tet. Die Arbei­ten began­nen 1941 mit Häft­lin­gen aus dem Stamm­la­ger, ab 1942 lei­te­te die SS Trans­por­te direkt nach Bir­ken­au. Seit Som­mer 1942 wur­den die aus nahe­zu ganz Euro­pa depor­tier­ten Juden bei ihrer Ankunft an der Ram­pe von Bir­ken­au nach ihrer Arbeits­fä­hig­keit „selek­tiert“. Nur wer als Häft­ling regis­triert wur­de, erhielt eine Num­mer; alle Übri­gen wur­den unmit­tel­bar nach ihrer Ankunft in den Gas­kam­mern erstickt. Bis Som­mer 1944 ließ das RSHA 1,1 Mil­lio­nen Juden nach Bir­ken­au depor­tie­ren, von denen etwa 900.000 unmit­tel­bar nach ihrer Ankunft ermor­det wur­den. Auch etwa 20.000 Sin­ti und Roma star­ben an den ver­hee­ren­den Bedin­gun­gen im „Zigeu­ner­la­ger“ oder wur­den im Gas erstickt. Am 27. Janu­ar 1945 befrei­te die Rote Armee 7000 schwer­kran­ke Häft­lin­ge.
Ver­nich­tungs­la­ger Bełżec
Im Rah­men der soge­nann­ten Akti­on Rein­hardt, deren Ziel es war, alle Juden des Gene­ral­gou­ver­ne­ments zu ermor­den, begann die Zen­tral­bau­lei­tung der SS im Novem­ber 1941 mit dem Bau des Lagers Bełżec in der Nähe des Ortes Bełżec. Die Ent­schei­dung für die Errich­tung von Bełżec fiel nach Ein­stel­lung des „Eutha­na­sie­pro­gramms“ im August 1941. Die Erfah­run­gen der am „Eutha­na­sie­pro­gramm“ betei­lig­ten SS-Män­ner wur­den bei der Ver­nich­tung der Juden genutzt. Bełżec war das ers­te Lager, in dem die Natio­nal­so­zia­lis­ten sta­tio­nä­re Gas­kam­mern errich­te­ten. Bis Dezem­ber 1942 ermor­de­te die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger-SS etwa 500 000 Juden.
Ver­nich­tungs­la­ger Kulm­hof
Nahe dem Dorf Chełm­no, 70 km nord­west­lich von Łódź, wur­de im Dezem­ber 1941 das Ver­nich­tungs­la­ger Kulm­hof errich­tet, das aus einem soge­nann­ten Schloss und einem Wald­la­ger bestand. Es wur­de vom Dezem­ber 1941 bis März 1943 genutzt und dann erneut vom April 1944 bis Janu­ar 1945. Im Ver­nich­tungs­la­ger Kulm­hof wur­den etwa 152 000 Men­schen getö­tet. Die Ermor­de­ten waren pri­mär Juden aus dem Warthe­gau und dem Ghet­to Łódź, Roma aus dem Bur­gen­land und rus­si­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne. Im Ver­nich­tungs­la­ger Kulm­hof mach­te die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger-SS bei der Ermor­dung der Men­schen exzes­si­ven Gebrauch von Gas­wa­gen.
Ver­nich­tungs­la­ger Lub­lin-Maj­da­nek
Das KZ Maj­da­nek war das ers­te deut­sche Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger der SS-Inspek­ti­on der Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger (IKL) im besetz­ten Polen. Wie Ausch­witz-Bir­ken­au war das KZ Maj­da­nek zeit­wei­se auch ein Ver­nich­tungs­la­ger. Es bestand von Okto­ber 1941 an, bis es am 23. Juli 1944 als ers­tes Lager von der Roten Armee befreit wur­de. Ein Groß­teil der Inhaf­tier­ten waren pol­ni­sche poli­ti­sche Gefan­ge­ne und Juden, dar­über hin­aus war das Lager auch Sam­mel­stel­le für die depor­tier­te Land­be­völ­ke­rung aus Polen und der Sowjet­uni­on. Nach Auf­stän­den in den bei­den Ver­nich­tungs­la­gern Sobi­bór und Treb­linka erschoss die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger-SS in Maj­da­nek im Novem­ber 1943 inner­halb weni­ger Stun­den 17 000 Juden. So soll­ten mög­li­che Wider­stands­ak­tio­nen ver­hin­dert wer­den. Ins­ge­samt sind bis zum Juli 1944 78 000 Men­schen umge­bracht wor­den, von die­sen waren min­des­tens 60 000 Juden.
Ver­nich­tungs­la­ger Sobi­bór
Im Herbst 1941 beauf­trag­te Hein­rich Himm­ler den SS-und Poli­zei­füh­rer des Distrikts Lub­lin mit der Ermor­dung der dort leben­den Juden. Nach dem Vor­bild des bereits fer­tig­ge­stell­ten Ver­nich­tungs­la­gers Bełżec begann die SS eini­ge Mona­te spä­ter mit dem Bau des Todes­la­gers Sobi­bór bei Lub­lin. Anfang Mai 1942 erreich­ten die ers­ten Trans­por­te mit pol­ni­schen, öster­rei­chi­schen und tsche­chi­schen Juden das Ver­nich­tungs­la­ger. Im Okto­ber 1942 gin­gen in Sobi­bór sechs neue Gas­kam­mern in Betrieb, in denen rund 1300 Men­schen gleich­zei­tig umge­bracht wer­den konn­ten. Im Juli 1943 ord­ne­te Himm­ler die Umwand­lung Sobi­bórs in ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger an, in dem erbeu­te­te Muni­ti­on sor­tiert und gela­gert wer­den soll­te. Obwohl auf dem Lager­ge­län­de bereits mit ers­ten Bau­ar­bei­ten für die neue Funk­ti­on Sobi­bórs begon­nen wur­de, waren die Häft­lin­ge von der bal­di­gen Liqui­die­rung des Lagers über­zeugt. Am 14. Okto­ber 1943 orga­ni­sier­ten sie einen Auf­stand, in des­sen Fol­ge eini­gen Gefan­ge­nen die Flucht gelang. Nach die­ser Revol­te ermor­de­te die SS alle im Lager befind­li­chen Juden und zer­stör­te sämt­li­che Gebäu­de.
Ver­nich­tungs­la­ger Treb­linka
Im Som­mer 1942 errich­te­te die SS bei Treb­linka ein Ver­nich­tungs­la­ger zur Ermor­dung von Juden im Rah­men der „End­lö­sung“. Die Mas­sen­tö­tun­gen began­nen am 23. Juli 1942. Den ankom­men­den Juden wur­de erklärt, sie befän­den sich in einem „Durch­gangs­la­ger“ und wür­den nach dem Duschen in ein Arbeits­la­ger über­stellt. Nach Män­nern und Frau­en getrennt, muss­ten die Depor­tier­ten sich aus­zie­hen und ihr Gepäck abge­ben. Anschlie­ßend trieb man sie in die als „Dusch­räu­me“ getarn­ten Gas­kam­mern. Ein aus Juden bestehen­des Arbeits­kom­man­do muss­te anschlie­ßend die Lei­chen nach ver­steck­ten Wert­sa­chen durch­su­chen und in Mas­sen­grä­ber wer­fen. Bis zum Früh­jahr 1943 wur­den hun­dert­tau­sen­de pol­ni­sche, slo­wa­ki­sche, grie­chi­sche, maze­do­ni­sche und jugo­sla­wi­sche Juden in Treb­linka ver­gast. Anfang März 1943 ließ die SS die Mas­sen­grä­ber öff­nen und die Lei­chen ver­bren­nen. Am 2. August 1943 gelang es eini­gen Häft­lin­gen, Waf­fen zu erbeu­ten und zu flie­hen. Die zurück­ge­blie­be­nen Gefan­ge­nen wur­den erschos­sen. Anschlie­ßend ließ die SS das Lager abrei­ßen. In dem Ver­nich­tungs­la­ger Treb­linka wur­den inner­halb eines Jah­res über 900 000 Men­schen ermor­det. Nach einem Häft­lings­auf­stand haben rund sieb­zig Men­schen über­lebt.
Volks­ge­richts­hof
Der Volks­ge­richts­hof war ein 1934 von den Natio­nal­so­zia­lis­ten neu geschaf­fe­nes Gericht, das über Hoch- und Lan­des­ver­rat urteil­te. Urtei­le des Volks­ge­richts­hofs waren end­gül­tig, es gab kei­ne Beru­fungs­in­stanz. Abwand­lung der Urtei­le war nur durch einen Gna­den­er­lass des „Füh­rers und Reichs­kanz­lers“ Adolf Hit­ler mög­lich, der die Rich­ter per­sön­lich ernann­te. Stand­or­te des Volks­ge­richts­hofs in Ber­lin waren in der Bel­le­vue­str. 5 und in der Elß­holz­str. 31. Die Rich­ter am Volks­ge­richts­hof fäll­ten über 5000 Todes­ur­tei­le.