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Aktu­ell gibt es 85 Ein­trä­ge in die­sem Ver­zeich­nis
Akti­on 14 f 13
Im April 1941 wur­de im KZ Sach­sen­hau­sen die „Akti­on 14 f 13“ nach dem Vor­bild der soge­nann­ten Kran­ken­mor­de in Gang gesetzt. Ziel war die Ermor­dung der kör­per­lich und see­lisch kran­ken, arbeits­un­fä­hi­gen Häft­lin­ge und ande­rer uner­wünsch­ter Gefan­ge­ner. T4-Gut­ach­ter bestimm­ten die Todes­kan­di­da­ten, ermor­det wur­den die Selek­tier­ten in den Tötungs­an­stal­ten Son­nen­stein, Bern­burg und Hart­heim. Bis zum Ende der Mord­ak­ti­on im Früh­jahr 1943 wur­den über 10 000 Men­schen in den Tötungs­an­stal­ten ermor­det.
Akti­on Arbeits­scheu Reich
Die Akti­on „Arbeits­scheu Reich“ lei­te­te den Beginn der staat­li­chen Ver­fol­gung von Men­schen ein, die von der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Ras­sen­po­li­tik als „aso­zi­al“ ein­ge­stuft wur­den. Gesta­po und Kri­mi­nal­po­li­zei ver­haf­te­ten bei die­ser Akti­on zwi­schen dem 13. und 18. Juni 1938 im Rah­men der „vor­beu­gen­den Ver­bre­chens­be­kämp­fung“ über 10 000 „Aso­zia­le“ und depor­tier­ten sie in Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger. Dort wur­den sie mit einem schwar­zen Drei­eck gekenn­zeich­net. Nach einer Durch­füh­rungs­ver­ord­nung von 1938 galt als aso­zi­al, „wer durch gemein­schafts­wid­ri­ges, wenn auch nicht ver­bre­che­ri­sches Ver­hal­ten zeigt, dass er sich nicht in die Gemein­schaft ein­fü­gen will“. Nament­lich wur­den „Land­strei­cher, Bett­ler, Zigeu­ner, Pro­sti­tu­ier­te, Trunk­süch­ti­ge sowie mit anste­cken­den Krank­hei­ten, ins­be­son­de­re Geschlechts­krank­hei­ten, behaf­te­te Per­so­nen“ auf­ge­führt.
Akti­on Gewit­ter
Nach dem geschei­ter­ten Atten­tat auf Adolf Hit­ler vom 20. Juli 1944 erhielt Hein­rich Himm­ler am 14. August 1944 den Auf­trag zur Ver­haf­tung von ehe­ma­li­gen KPD- und SPD-Poli­ti­kern, um jede mög­li­che Neu­bil­dung einer Oppo­si­ti­on im Kern zu ver­hin­dern. Mit einem Schrei­ben Himm­lers vom 17. August 1944 an alle Gesta­po­leit­stel­len wur­de die Akti­on in Gang gesetzt. In ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ein­zu­wei­sen waren dem­nach alle poli­ti­schen Funk­ti­ons­trä­ger der bei­den Par­tei­en aus der Wei­ma­rer Zeit. Unter dem Deck­na­men Akti­on „Gewit­ter“ – in man­chen Quel­len auch „Git­ter“ – wur­den in den fol­gen­den Tagen über 5000 Män­ner und Frau­en fest­ge­nom­men. Bis Mit­te Sep­tem­ber 1944 kamen etwa 80 Pro­zent der Ver­haf­te­ten wie­der frei.
Akti­on Rein­hardt
Die „Akti­on Rein­hardt“ begann Mit­te 1942 und hat­te die Tötung der Juden zum Ziel, die in den Ghet­tos im besetz­ten Polen leb­ten und für die deut­sche Rüs­tungs­in­dus­trie Zwangs­ar­beit leis­ten muss­ten. Im Rah­men die­ser Akti­on wur­de die Mehr­heit der jüdi­schen Ghet­to­be­woh­ner in die Ver­nich­tungs­la­ger Bełżec, Sobi­bór und Treb­linka depor­tiert und dort ermor­det. Die Akti­on ziel­te auf eine mög­lichst voll­stän­di­ge Ermor­dung der Juden aus dem Gene­ral­gou­ver­ne­ment. Ins­ge­samt ließ Odi­lo Glo­boc­nik im Auf­trag von Hein­rich Himm­ler im Rah­men die­ser Akti­on 2 Mil­lio­nen Juden und etwa 50.000 Sin­ti und Roma ermor­den.
Akti­on T4
Unter der Tarn­be­zeich­nung „Akti­on T4“ (benannt nach dem Sitz der zustän­di­gen Dienst­stel­le in der Ber­li­ner Tier­gar­ten­stra­ße 4) wur­den zwi­schen Anfang 1940 und August 1941 70 000 kran­ke Erwach­se­ne in den Gas­kam­mern der sechs zu zen­tra­len Tötungs­an­stal­ten umfunk­tio­nier­ten „Heil- und Pfle­ge­an­stal­ten“ in Gra­feneck, Bran­den­burg, Hart­heim, Pir­na, Bern­burg und Hada­mar umge­bracht. Orga­ni­sa­ti­ons­form und tech­ni­sche Aus­füh­rung der Akti­on stan­den Modell für die „End­lö­sung der Juden­fra­ge“. Nach Pro­tes­ten von kirch­li­cher Sei­te hat­te Adolf Hit­ler 1941 die „Akti­on T4“ for­mal ein­ge­stellt, den­noch fan­den wei­ter­hin Mord­ak­tio­nen noch bis Kriegs­en­de vor allem in Ost­eu­ro­pa statt.
Ari­sie­rung
Im wei­te­ren Sin­ne bezeich­ne­te der Begriff die Ver­drän­gung der Juden aus ihren Beru­fen und dem öffent­li­chen Leben. In ers­ter Linie waren Juden im Sin­ne der „Nürn­ber­ger Geset­ze“ Opfer die­ses Ver­drän­gungs- und Aus­gren­zungs­pro­zes­ses und es waren die als „Ari­er“ betrach­te­ten deut­schen Staats­bür­ger, die davon pro­fi­tier­ten. Die­ser Pro­zess begann mit der Macht­über­nah­me 1933 und ver­schärf­te sich im Früh­jahr 1938, als Juden zunächst gezwun­gen wur­den, alle Ver­mö­gens­wer­te über 5000 Reichs­mark anzu­mel­den sowie ihr Gewer­be und ihre Betrie­be regis­trie­ren zu las­sen. Wei­te­re Maß­nah­men zu ihrer voll­stän­di­gen Ver­drän­gung aus der deut­schen Wirt­schaft folg­ten nach der Pogrom­nacht vom 9. auf den 10. Novem­ber 1938. Die dama­li­gen Macht­ha­ber zwan­gen die als Juden kate­go­ri­sier­ten Men­schen, ihre Geschäf­te, Fir­men, Immo­bi­li­en, Grund­stü­cke sowie ande­re Wert­ge­gen­stän­de weit unter dem tat­säch­li­chen Wert zu ver­kau­fen. Ab Janu­ar 1939 wur­den sämt­li­che Betrie­be jüdi­scher Eigen­tü­mer zwangs­ge­schlos­sen und Juden die Aus­übung prak­tisch aller Beru­fe ver­bo­ten. Die Ari­sie­rung erhöh­te für Juden den ohne­hin bestehen­den Druck zur Aus­wan­de­rung und nahm ihnen gleich­zei­tig die finan­zi­el­len Mit­tel dazu.
Ausch­witz
Ausch­witz-Bir­ken­au Oświ­Äcim
Aus­wan­de­rung
Zwi­schen 1933 und 1941 flo­hen mehr als die Hälf­te der etwa 500 000 deut­schen Juden, tau­sen­de Akti­vis­ten der orga­ni­sier­ten Arbei­ter­be­we­gung sowie poli­tisch expo­nier­te Künst­ler, Schrift­stel­ler, Jour­na­lis­ten und Publi­zis­ten aus Deutsch­land. Die ers­te Flucht­wel­le setz­te unmit­tel­bar nach der Macht­über­ga­be an die Natio­nal­so­zia­lis­ten im Janu­ar 1933 und dem bereits im April 1933 erlas­se­nen „Gesetz zur Wie­der­her­stel­lung des Berufs­be­am­ten­tums“ ein. Die „Nürn­ber­ger Geset­ze“ vom Sep­tem­ber 1935 führ­ten zu einer zwei­ten gro­ßen Aus­wan­de­rungs­be­we­gung und der Pogrom vom 9./10. Novem­ber 1938 lös­te schließ­lich die drit­te Flucht­wel­le aus. Ab 1938 erschwer­ten zahl­rei­che Geset­ze die Aus­wan­de­rung. Vor der Emi­gra­ti­on war die soge­nann­te „Reichs­flucht­steu­er“ zu ent­rich­ten, beim Ver­las­sen Deutsch­lands durf­ten die Men­schen nur 10 Reichs­mark Bar­geld mit sich füh­ren. Ein wei­te­res immenses Hin­der­nis waren die bald fast welt­weit gel­ten­den rigi­den Ein­wan­de­rungs­be­stim­mun­gen. Ab 1939 waren es nur noch eini­ge weni­ge süd­ame­ri­ka­ni­sche Staa­ten sowie Shang­hai, die eine Ein­rei­se ohne Visum erlaub­ten. Mit Beginn der Depor­ta­tio­nen aus Deutsch­land im Okto­ber 1941 ver­bot das Régime Juden eine Aus­wan­de­rung gene­rell.
Depor­ta­ti­on
In der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus bezeich­ne­te „Depor­ta­ti­on“ die sys­te­ma­ti­sche Ver­schlep­pung von Mil­lio­nen jüdi­scher Euro­pä­er, von Sin­ti und Roma, poli­tisch Anders­den­ken­den und Wider­stands­kämp­fern in Ghet­tos, Kon­zen­tra­ti­ons- und Ver­nich­tungs­la­ger. Die Depor­ta­tio­nen wur­den ver­harm­lo­send als „Eva­ku­ie­rung“ oder „Umsied­lung“ bezeich­net, um das eigent­li­che Ziel, die mil­lio­nen­fa­che Ermor­dung von Men­schen, zu ver­tu­schen.
Durch­gangs­la­ger Bent­schen
Im Rah­men der soge­nann­ten Polen­ak­ti­on vom 28. und 29. Okto­ber 1938 wies die natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Regie­rung 17 000 Men­schen mit pol­ni­schem Pass aus. Für ca. 4800 von ihnen ließ sich der Ort Bent­schen (ZbÄs­zyń), der durch die wei­te­ren Ereig­nis­se schon sei­ner­zeit gro­ße Auf­merk­sam­keit in der Pres­se erreg­te, als Grenz­über­gang nach­wei­sen. Zeit­zeu­gen spra­chen von chao­ti­schen Zustän­den. Meh­re­re tau­send Men­schen irr­ten im Nie­mands­land umher, dräng­ten sich auf dem Bahn­ge­län­de, haus­ten im Sta­ti­ons­ge­bäu­de oder auf nahe gele­ge­nen Plät­zen in der pol­ni­schen Grenz­stadt Bent­schen sowie auf den die Stadt umge­ben­den Wie­sen. Das Lager wur­de Ende Novem­ber 1938 auf­ge­löst. Hilfs­ko­mi­tees und Pri­vat­per­so­nen waren den Flücht­lin­gen dabei behilf­lich ande­re Unter­künf­te zu fin­den.
Durch­gangs­la­ger Dran­cy
Das 1941 errich­te­te „Sam­mel­la­ger“ Dran­cy im Nord­os­ten von Paris war Durch­gangs­sta­ti­on für die Depor­ta­ti­on von Juden aus Frank­reich. Vor dem Zwei­ten Welt­krieg hat­te der Gebäu­de­kom­plex zunächst als Wohn­sied­lung, dann als Kaser­ne gedient, bevor er zum „Sam­mel­la­ger“ für die Depor­tier­ten wur­de. Bis zu 4500 Men­schen wur­den hier unter­ge­bracht, zwi­schen dem 21. August 1941 und dem 17. August 1944 durch­lie­fen über 70 000 Men­schen die­ses Lager. Sie wur­den von dort mit der Bahn in die Ver­nich­tungs­la­ger, ins­be­son­de­re nach Ausch­witz-Bir­ken­au, depor­tiert.
Durch­gangs­la­ger Wes­ter­bork
In der Nähe von Wes­ter­bork, einem Dorf in der ost­nie­der­län­di­schen Pro­vinz Dren­the, befand sich ein von der nie­der­län­di­schen Regie­rung 1939 errich­te­tes Lager. Es dien­te der Unter­brin­gung von jüdi­schen Flücht­lin­gen, die sich teils legal, teils ille­gal in den Nie­der­lan­den auf­hiel­ten. Die Ein­rich­tung die­ses Lagers war 1938 beschlos­sen wor­den, als sich nach der Pogrom­nacht die Zahl der in die Nie­der­lan­de flie­hen­den Juden stark erhöh­te. Nach dem Ein­marsch deut­scher Trup­pen in die Nie­der­lan­de im Mai 1940 kam das Lager unter deut­sche Ver­wal­tung und dien­te wei­ter­hin der kon­zen­trier­ten Unter­brin­gung von jüdi­schen Flücht­lin­gen aus Deutsch­land und Öster­reich. 1942 wur­de aus dem Wohn­la­ger ein „Durch­gangs­la­ger“ für nie­der­län­di­sche Juden, von dem aus die Trans­por­te in die Ver­nich­tungs­la­ger gin­gen. Von Juli 1942 bis Sep­tem­ber 1944 brach­ten 98 Züge ca. 96 000 Men­schen nach Ausch­witz, Sobi­bór und Ber­gen-Bel­sen; 4466 Men­schen wur­den (zunächst) nach The­re­si­en­stadt depor­tiert. Ins­ge­samt belief sich die Zahl der über Wes­ter­bork depor­tier­ten Juden auf etwa 107 000, von denen nur etwa 5000 über­leb­ten.
Eutha­na­sie
„Eutha­na­sie“ (grie­chisch für „schö­ner Tod“ oder „guter Tod“) mein­te ursprüng­lich die bewuss­te Her­bei­füh­rung des Todes oder die Erleich­te­rung des Ster­bens durch Betäu­bungs­mit­tel. Vom natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Régime wur­de das Wort als irre­füh­ren­de und ver­harm­lo­sen­de Bezeich­nung für die sys­te­ma­ti­sche Tötung phy­sisch ein­ge­schränk­ter und psy­chisch kran­ker Men­schen ver­wen­det. In unter­schied­li­chen Mord­ak­tio­nen star­ben zwi­schen 1939 und 1945 über 300 000 Men­schen im Deut­schen Reich und im besetz­ten Euro­pa.
Fabrik­ak­ti­on
Als „Fabrik­ak­ti­on“ wird heu­te die Ver­haf­tung der bis dahin von der Depor­ta­ti­on ver­schont geblie­be­nen Juden bezeich­net, die bis zum 27. Febru­ar 1943 noch in Rüs­tungs­be­trie­ben oder bei Jüdi­schen Kul­tus­ver­ei­ni­gun­gen zwangs­be­schäf­tigt waren. Bereits am 26. Novem­ber 1942 hat­te der Gene­ral­be­voll­mäch­tig­te für den Arbeits­ein­satz Fritz Sau­ckel den Lan­des­ar­beits­äm­tern mit­ge­teilt, dass die jüdi­schen Zwangs­ar­bei­ter zu „eva­ku­ie­ren“ sei­en. In Ber­lin soll­ten die jüdi­schen Zwangs­ar­bei­ter durch pol­ni­sche ersetzt wer­den. Hier dau­er­te die Groß­raz­zia, bei der etwa 8000 Ber­li­ner Jüdin­nen und Juden, meist an ihren Arbeits­plät­zen, ver­haf­tet wur­den, rund eine Woche. In fünf Trans­por­ten zwi­schen dem 1. und dem 6. März 1943 wur­den die Gefan­ge­nen nach Ausch­witz depor­tiert.
Gel­tungs­ju­de
Als „Gel­tungs­ju­den“ defi­nier­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten in der ers­ten Ver­ord­nung zum Reichs­bür­ger­ge­setz vom 14. Novem­ber 1935 Men­schen mit zwei „der Ras­se nach voll­jü­di­schen Groß­el­tern­tei­len“ (soge­nann­te Halb­ju­den), die der jüdi­schen Reli­gi­ons­ge­mein­schaft ange­hör­ten und/​oder mit einem Juden ver­hei­ra­tet waren. Dane­ben gab es die soge­nann­ten „jüdi­schen Misch­lin­ge“, die „nicht zum Juden­tum ten­dier­ten“ und in einer Ehe mit einem „ari­schen“ Part­ner leb­ten.
Gesetz zur Ver­hü­tung erb­kran­ken Nach­wuch­ses
Bereits am 1. Janu­ar 1934 trat das „Gesetz zur Ver­hü­tung erb­kran­ken Nach­wuch­ses“ in Kraft, auf des­sen Grund­la­ge etwa 400 000 Men­schen zwangs­wei­se ste­ri­li­siert wur­den, ca. 5000 star­ben an den Fol­gen des Ein­griffs. Eine deut­li­che Radi­ka­li­sie­rung fand schließ­lich mit dem soge­nann­ten Eutha­na­sie­be­fehl statt, von Adolf Hit­ler Ende Okto­ber 1939 unter­schrie­ben und auf den 1. Sep­tem­ber rück­da­tiert, der die Ermor­dung Kran­ker und Behin­der­ter zum Ziel hat­te. Gez­VeN
Gesetz zur Wie­der­her­stel­lung des Berufs­be­am­ten­tums
Die­ses Gesetz, erlas­sen am 7. April 1933, ermög­lich­te es der natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Regie­rung, Kri­ti­ker des Regimes und jüdi­sche bzw. „nicht­ari­sche“ Staats­die­ner zu ent­las­sen oder in den vor­zei­ti­gen Ruhe­stand zu ver­set­zen. Jeder Beam­te muss­te nun nach­wei­sen, dass er kei­ne jüdi­schen Ver­wand­ten hat­te. Suk­zes­si­ve fand das Gesetz auch bei Ange­stell­ten und Arbei­tern im öffent­li­chen Dienst sowie in halb­öf­fent­li­chen Unter­neh­men Anwen­dung.
Gesta­po
Die Gehei­me Staats­po­li­zei (Gesta­po) ent­stand 1933 als poli­ti­sche Poli­zei des natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Regimes nach der recht­li­chen und orga­ni­sa­to­ri­schen Umfor­mung der poli­ti­schen Poli­zei­or­ga­ne der Wei­ma­rer Repu­blik. Zur Auf­de­ckung und Ver­fol­gung aller Hand­lun­gen, die das Régime als poli­ti­sche Ver­ge­hen oder Ver­bre­chen defi­nier­te, konn­te die Gesta­po als „vor­beu­gen­de Maß­nah­me“ gegen tat­säch­li­che oder angeb­li­che Geg­ner eine „Schutz­haft“ in Gefäng­nis­sen und Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern ver­hän­gen, Gefan­ge­ne fol­tern und hin­rich­ten.
Ghet­to
Die natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Besat­zer errich­te­ten Ghet­tos als Orte der Demü­ti­gung, Aus­gren­zung und Aus­beu­tung der jüdi­schen Bevöl­ke­rung. Durch die Kon­zen­trie­rung der jüdi­schen Bevöl­ke­rung in grö­ße­ren Städ­ten mach­ten die Besat­zer die Ghet­tos zu Sam­mel- und Zwi­schen­sta­tio­nen im Vor­feld wei­te­rer Depor­ta­tio­nen, häu­fig in Ver­nich­tungs­la­ger. Ab 1940 wur­den die Ghet­tos von der Außen­welt abge­grenzt. Beson­ders in Polen und in der Sowjet­uni­on war die Errich­tung von Ghet­tos fes­ter Bestand­teil Juden­ver­fol­gung. Der­zeit ist die Exis­tenz von etwa 1200 Ghet­tos in Ost­mit­tel- und Ost­eu­ro­pa belegt.
Ghet­to Kau­nas
Unmit­tel­bar nach der Beset­zung der Stadt Kow­no im Juni 1941 kam es zu orga­ni­sier­ten Pogro­men. Im Juli 1941 infor­mier­te die Sicher­heits­po­li­zei Ver­tre­ter der Jüdi­schen Gemein­de, dass alle Juden bis Mit­te August 1941 in ein Ghet­to zie­hen müss­ten. Im abge­rie­gel­ten klei­nen und gro­ßen Ghet­to leb­ten etwa 30 000 Men­schen. Die Mehr­zahl der Juden muss­te Zwangs­ar­beit für deut­sche Rüs­tungs­un­ter­neh­men leis­ten. Im Herbst 1941 ermor­de­ten die deut­schen Besat­zer in meh­re­ren „Aktio­nen“ über 10 000 Ghet­to­be­woh­ner. Zwei Jah­re spä­ter, 1943, wur­de das Ghet­to in ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger umge­wan­delt und die SS über­nahm die Kon­trol­le über das Ghet­to­le­ben und den Zwangs­ar­beits­ein­satz. Im März 1944 wur­den in gro­ßen Depor­ta­tio­nen Kin­der und älte­re Ghet­to­be­woh­ner in die Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz und Maj­da­nek gebracht. Im Juli 1944 wur­den etwa 8000 Ghet­to­be­woh­ner in wei­ter west­lich gele­ge­ne Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger depor­tiert. Vor Ankunft der Roten Armee am 1. August 1944 sind alle Gebäu­de des ehe­ma­li­gen Ghet­tos gesprengt und nie­der­ge­brannt wor­den.
Ghet­to Lem­berg
Die deut­schen Besat­zungs­be­hör­den besetz­ten Lwów am 30. Juni 1941; zeit­gleich begann die Wehr­macht, unter­stützt von der nicht­jü­di­schen Bevöl­ke­rung, mit der Ermor­dung von Juden. Im Novem­ber 1941 gaben die Besat­zungs­be­hör­den bekannt, dass alle Juden bis zum Mit­te Dezem­ber 1941 in ein zu errich­ten­des Ghet­to zie­hen müss­ten. Ende des Jah­res 1941 leb­ten zwi­schen 90 000 und 110 000 Men­schen im Ghet­to. Im Sep­tem­ber 1942 wur­den etwa 80 000 Men­schen im Ghet­to von der übri­gen Stadt abge­rie­gelt. Im Vor­feld hat­ten gro­ße Raz­zi­en und anschlie­ßen­de Depor­ta­tio­nen ins Ver­nich­tungs­la­ger Bełżec statt­ge­fun­den. Wei­te­re Depor­ta­tio­nen fan­den im Novem­ber 1942 sowie im März 1943 statt. In Fol­ge wur­de das Ghet­to­ge­län­de dras­tisch redu­ziert und erhielt die offi­zi­el­le Bezeich­nung „Julag Lem­berg“. Am Juni 1943 wur­de das Lager geräumt. 7000 Men­schen wur­den depor­tiert und 3000 ermor­det. Die Rote Armee befrei­te am 26. Juli 1944 Lem­berg, zu die­sem Zeit­punkt leb­ten nur noch 300 Juden in der Stadt.
Ghet­to Litz­mann­stadt
Im jüdi­schen Armen­vier­tel Bału­ty der Stadt Łódź errich­te­ten natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Besat­zungs­be­hör­den bis zum April 1940 ein vier Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßes Ghet­to für ca. 160 000 Juden. Ende 1941 tra­fen in 20 Groß­trans­por­ten etwa 20 000 Juden aus Deutsch­land, Öster­reich und Tsche­chi­en ein. In 96 Arbeits­stät­ten muss­ten die Ghet­to­be­woh­ner unter unwür­digs­ten Bedin­gun­gen leben und arbei­ten. Der Mas­sen­mord an den Ghet­to­be­woh­nern begann im Janu­ar 1942 mit den Depor­ta­tio­nen in das Ver­nich­tungs­la­ger Kulmhof/​Chełmno. Im Zuge der Auf­lö­sung des Ghet­tos im August 1944 kamen Juden ins Lager Ausch­witz, wo die meis­ten in den dor­ti­gen Gas­kam­mern ermor­det wur­den.
Ghet­to Minsk
Unmit­tel­bar nach dem Über­fall auf die Sowjet­uni­on errich­te­ten die Besat­zer im Juli 1941 das etwa zwei Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ße Ghet­to Minsk für ca. 100 000 ein­hei­mi­sche Juden. Bereits im Novem­ber 1941 wur­den auch Juden aus dem Deut­schen Reich ins Ghet­to Minsk depor­tiert. Die­se waren in einem „Son­der­ghet­to“ unter­ge­bracht, ohne nen­nens­wer­ten Kon­takt zum „Haupt­ghet­to“. Fast alle Men­schen, die unter unwür­di­gen und erbärm­lichs­ten Bedin­gun­gen im Ghet­to über­lebt hat­ten, wur­den ent­we­der bei einem Mas­sa­ker im Mai 1943 oder bei der Auf­lö­sung des Ghet­tos im Sep­tem­ber 1943 erschos­sen.
Ghet­to Riga
Die­ses Ghet­to ent­stand kurz nach der Beset­zung Lett­lands im August 1941 im „Mos­kau­er Vier­tel“ der Stadt. Auf etwa 9000 Qua­drat­me­tern soll­ten 30 000 ein­hei­mi­sche Juden von der übri­gen Bevöl­ke­rung sepa­riert wer­den. Im Vor­feld der ers­ten Trans­por­te aus dem Deut­schen Reich wur­den Ende Novem­ber 1941 27 500 Ghet­to­be­woh­ner erschos­sen. Von Novem­ber 1941 bis Febru­ar 1942 kamen 20 Trans­por­te mit deut­schen, öster­rei­chi­schen und tsche­chi­schen Juden ins Ghet­to Riga. Im Som­mer 1943 ent­stand in der Nähe des Ghet­tos das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Riga-Kai­ser­wald, in das über 400 Juden aus dem Ghet­to ver­schickt wur­den. Im Novem­ber 1943 wur­den Kran­ken und Kin­der in gro­ßer Zahl ins KZ Ausch­witz depor­tiert und das Ghet­to damit so gut wie „auf­ge­löst“. Ver­wei­se
Ghet­to The­re­si­en­stadt
The­re­si­en­stadt (Tere­zín) war eine Fes­tungs­stadt in der Nähe von Prag. Die 3700 nicht­jü­di­schen Ein­woh­ner wur­den 1940 von den Natio­nal­so­zia­lis­ten aus der Stadt eva­ku­iert, um dort ein Ghet­to ein­zu­rich­ten. Ins Ghet­to The­re­si­en­stadt kamen vor allem älte­re jüdi­sche Deut­sche, die im Ers­ten Welt­krieg aus­ge­zeich­net wor­den waren, jüdi­sche Part­ner aus nicht mehr bestehen­den „Misch­ehen“ und „Gel­tungs­ju­den“. Sie muss­ten „Heimein­kaufs­ver­trä­ge“ abschlie­ßen, in denen die Depor­tier­ten ihre Ver­mö­gens­wer­te gegen „Betreu­ung und Pfle­ge“ in The­re­si­en­stadt abtra­ten. Die Natio­nal­so­zia­lis­ten miss­brauch­ten die kul­tu­rel­len Akti­vi­tä­ten im Ghet­to für ihre Pro­pa­gan­da und täusch­ten kom­for­ta­ble Lebens­be­din­gun­gen vor. In The­re­si­en­stadt star­ben etwa 33 500 Men­schen. Unzäh­li­ge depor­tier­ten die Besat­zer in Ver­nich­tungs­la­ger und nur etwa 23 000 konn­te die Rote Armee am 8. Mai 1945 befrei­en.
Ghet­to Wil­na
Die deut­sche Wehr­macht besetz­te Vil­ni­us am 24. Juni 1941, bereits Anfang Sep­tem­ber wur­de ein Ghet­to errich­tet. Etwa 30 000 Juden wur­den ins „gro­ße“ Ghet­to und ca. 11 000 ins „klei­ne“ Ghet­to ein­ge­wie­sen. In den fol­gen­den Mona­ten ter­ro­ri­sier­ten die Besat­zungs­or­ga­ne die Ghet­to­be­woh­ner immer wie­der mit Erschie­ßungs­ak­tio­nen vor allem von nicht mehr arbeits­fä­hi­gen Men­schen. Die Räu­mung des Ghet­tos begann im August 1943 mit Depor­ta­tio­nen nach Lett­land und Est­land. Am 23. Sep­tem­ber 1943 wur­de das Ghet­to gänz­lich geräumt. Die Stadt Vil­ni­us wur­de am 13. Juli 1944 von der Roten Armee befreit. Zu die­sem Zeit­punkt leb­ten von ehe­mals 75 000 Juden nur noch etwa 3000.
Heimein­kaufs­ver­trag
Deut­sche Juden, die in das „Alters­ghet­to“ The­re­si­en­stadt depor­tiert wer­den soll­ten, schlos­sen auf Ver­an­las­sung der Gesta­po mit der Reichs­ver­ei­ni­gung der Juden in Deutsch­land „Heimein­kaufs­ver­trä­ge“ ab. Dar­in wur­de den älte­ren Juden die lebens­lan­ge kos­ten­freie Unter­brin­gung, ihre Ver­pfle­gung und Kran­ken­ver­sor­gung zuge­sagt. Neben einer errech­ne­ten Vor­aus­zah­lung wur­den wei­te­re Abga­ben, Spen­den und Ver­mö­gens­über­tra­gun­gen gefor­dert. Tat­säch­lich fan­den die Depor­tier­ten in The­re­si­en­stadt über­füll­te und kaum geheiz­te Wohn­stät­ten, man­gel­haf­te Ernäh­rung und unzu­rei­chen­de ärzt­li­che Ver­sor­gung vor. Die Ver­mö­gens­wer­te fie­len spä­ter dem Reichs­si­cher­heits­haupt­amt (RSHA) zu.
Holo­caust
Das Wort „Holo­caust“ kommt aus dem Grie­chi­schen und bezeich­net ein reli­giö­ses Brand­op­fer. Seit der US-ame­ri­ka­ni­schen Fern­seh­se­rie „Holo­caust“ aus dem Jah­re 1979 ist der Begriff weit ver­brei­tet und steht für die Ermor­dung von sechs Mil­lio­nen Juden wäh­rend der Zeit des Natio­nal­so­zia­lis­mus. Da die ursprüng­li­che Bedeu­tung des Wor­tes „Holo­caust“ die Asso­zia­ti­on einer Selbst­op­fe­rung der Juden zulässt, wäh­rend sie in Wirk­lich­keit ermor­det wur­den, benut­zen Juden selbst in der Regel das neu-hebräi­sche Wort „Shoa“, das Sturm, plötz­li­chen Unter­gang und Ver­der­ben bedeu­tet.
Juden­häu­ser
Mit dem Reichs­ge­setz über die Miet­ver­hält­nis­se von Ende April 1939 schränk­te die natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Regie­rung den Mie­ter­schutz sowie die freie Woh­nungs­wahl für Juden erheb­lich ein. Den Woh­nungs­be­hör­den ermög­lich­te die­ses Gesetz, Juden in bestimm­ten Häu­sern zu kon­zen­trie­ren. Häu­ser jüdi­scher Eigen­tü­mer, in denen ab 1939 aus­schließ­lich jüdi­sche Mie­ter zwangs­wei­se woh­nen muss­ten, bezeich­ne­te die dama­li­ge Ter­mi­no­lo­gie als „Juden­häu­ser“. Eine direk­te Beschlag­nah­me von Häu­sern zu die­sem Zweck gab es nicht.
Juden­re­fe­rat der Gesta­po
Das „Juden­re­fe­rat“ war eine Gesta­po-Abtei­lung im Reichs­si­cher­heits­haupt­amt (RSHA) wäh­rend des Zwei­ten Welt­krie­ges. Hier wur­de ab 1941 die „End­lö­sung der Juden­fra­ge“ admi­nis­tra­tiv koor­di­niert und orga­ni­siert. Die Mit­ar­bei­ter des „Juden­re­fe­ra­tes“ waren somit maß­geb­lich am Holo­caust betei­ligt. Lei­ter die­ser Dienst­stel­le war ab Dezem­ber 1939 durch­ge­hend Adolf Eich­mann; ab 1941 war Rolf Gün­ther sein stän­di­ger Stell­ver­tre­ter.
Juden­stern
Eine Poli­zei­ver­ord­nung vom Sep­tem­ber 1941 über die Kenn­zeich­nung von Juden zwang alle im Deut­schen Reich und im Pro­tek­to­rat Böh­men und Mäh­ren von den Natio­nal­so­zia­lis­ten als jüdisch ein­ge­stuf­ten Men­schen ab dem sechs­ten Lebens­jahr, sich einen gel­ben sechs­za­cki­gen „Juden­stern“ an ihre Klei­dungs­stü­cke zu hef­ten. Ohne die­sen durf­ten sie sich nicht mehr in der Öffent­lich­keit zei­gen. Der Stern muss­te zudem mit dem Wort „Jude“ beschrif­tet und auf der lin­ken Brust­sei­te fest­ge­näht sein.
Kin­der­eu­tha­na­sie
Unter dem Deck­man­tel von Päd­ago­gik, Kran­ken­pfle­ge, Medi­zin und Wis­sen­schaft plan­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten eine Geheim­ak­ti­on zur Tötung behin­der­ter Kin­der. Die „Kin­der­eu­tha­na­sie“ begann 1939 und dau­er­te bis Kriegs­en­de an. Initi­al­zün­dung war der Fall eines schwer behin­der­ten Jun­gen, der an die Kanz­lei des Füh­rers her­an­ge­tra­gen wur­de. Der Begleit­arzt Hit­lers, Dr. Karl Brandt, ver­an­lass­te die Ermor­dung des fünf Mona­te alten Kin­des. Hit­ler befahl anschlie­ßend, dass in ver­gleich­ba­ren Fäl­len eben­so zu ver­fah­ren sei und beauf­trag­te die Kanz­lei des Füh­rers mit der Durch­füh­rung der „Kin­der­eu­tha­na­sie“.
Kin­der­trans­por­te
Unter dem Ein­druck der Novem­ber­po­gro­me im natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Deutsch­land übten Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen Druck auf die eng­li­sche Regie­rung aus, doch zumin­dest Min­der­jäh­ri­gen die Ein­rei­se zu erlau­ben. Kein ande­rer euro­päi­scher Staat war in einem sol­chen Umfang wie Groß­bri­tan­ni­en bereit, jüdi­sche Kin­der aus Deutsch­land, Öster­reich, der Tsche­cho­slo­wa­kei sowie der Frei­en Stadt Dan­zig auf­zu­neh­men. Gleich­wohl soll­ten etwa­ige innen­po­li­ti­sche Span­nun­gen wei­test­ge­hend ver­mie­den wer­den. Daher muss­ten sämt­li­che anfal­len­de Kos­ten von pri­va­ten Spen­dern über­nom­men wer­den. Mit Kriegs­aus­bruch 1939 ende­ten die Kin­der­trans­por­te, bis dahin waren etwa 10 000 Kin­der in Eng­land auf­ge­nom­men wor­den. Den­noch lagen zu die­sem Zeit­punkt der Reichs­ver­tre­tung der Juden in Deutsch­land noch über 10 000 Anträ­ge vor.
Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Deutsch­lands
Die Kom­mu­nis­ti­sche Par­tei Deutsch­lands wur­de am 30. Dezem­ber 1918 gegrün­det. Sie erstreb­te die sofor­ti­ge Regie­rungs­über­nah­me, da sie sich als Ver­tre­ter der Arbei­ter, also der Mehr­heit der Bevöl­ke­rung, ansah. Daher lehn­te sie es ab, an den Wah­len zur Natio­nal­ver­samm­lung teil­zu­neh­men. Nach der Ermor­dung von Karl Lieb­knecht und Rosa Luxem­burg durch rechts­ra­di­ka­le Offi­zie­re 1919 änder­te die KPD ihre Hal­tung und betei­lig­te sich 1920 an den Reichs­tags­wah­len. Als sich die USPD im Okto­ber 1920 spal­te­te und ihr lin­ker Flü­gel zur KPD über­trat, wur­de die KPD zur Mas­sen­par­tei. Mit der Welt­wirt­schafts­kri­se ab 1929 wur­de sie zur Par­tei der Arbeits­lo­sen. Sie bekämpf­te neben den rech­ten und kon­ser­va­ti­ven Par­tei­en auch die SPD („Sozi­al­fa­schis­ten“), die im Reich, in Preu­ßen und in Ber­lin für Kür­zun­gen der Sozi­al­aus­ga­ben mit­ver­ant­wort­lich war.
Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger
Die von der SS geführ­ten Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger dien­ten der Inter­nie­rung poli­ti­scher Geg­ner und uner­wünsch­ter Min­der­hei­ten. Wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs wur­den sie immer mehr Sam­mel­ort für bil­li­ge Arbeits­kräf­te, die vor allem in der Kriegs­in­dus­trie ein­ge­setzt wur­den. Die Häft­lin­ge leb­ten unter men­schen­un­wür­di­gen Bedin­gun­gen, sie schlie­fen auf ein­fa­chen Holz­prit­schen, beka­men wenig Essen und muss­ten schwer arbei­ten. Tau­sen­de star­ben an Hun­ger, Erschöp­fung, Krank­hei­ten oder an den Fol­gen von Miss­hand­lun­gen. Eini­ge Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger in den besetz­ten Gebie­ten in Ost­eu­ro­pa waren gleich­zei­tig Ver­nich­tungs­la­ger. Dort wur­de ab 1941 die „fabrik­mä­ßi­ge“ Ermor­dung von Juden, Sin­ti und Roma, Kriegs­ge­fan­ge­nen und poli­ti­schen Geg­nern betrie­ben.
KZ Ausch­witz
Das KZ Ausch­witz, auch als Ausch­witz I bezeich­net, wur­de am 14. Juni 1940 in der preu­ßi­schen Pro­vinz Ober­schle­si­en bei der pol­ni­schen Stadt Oświ­Äcim auf einem ehe­ma­li­gen öster­rei­chisch-unga­ri­schen Kaser­nen­ge­län­de ein­ge­rich­tet, zunächst als Haft­stät­te für pol­ni­sche Oppo­si­tio­nel­ler und Intel­lek­tu­el­le. Seit März 1942 waren auch Frau­en im Stamm­la­ger Ausch­witz inhaf­tiert, für die bis Juli 1942 for­mal jedoch das KZ Ravens­brück zustän­dig war. Die Häft­lin­ge kamen seit 1943 aus allen besetz­ten Län­dern Euro­pas; die Mehr­zahl waren Juden. Die Lebens­be­din­gun­gen waren von Beginn an mör­de­risch. Zehn­tau­sen­de star­ben an den Fol­gen kör­per­li­cher Schwerst­ar­beit beim Aus­bau des Lagers, völ­lig unzu­rei­chen­der Ver­sor­gung, durch medi­zi­ni­sche Ver­su­che oder wur­den gezielt getö­tet. Seit Okto­ber 1941 mor­de­te die SS in Ausch­witz I erst­mals mit Zyklon B. Die Rote Armee befrei­te Ausch­witz am 27. Janu­ar 1945. Ins­ge­samt star­ben im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ausch­witz und im Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz-Bir­ken­au min­des­tens 1,1 Mil­li­on Men­schen.
KZ Ber­gen-Bel­sen
Ber­gen-Bel­sen war ein natio­nal­so­zia­lis­ti­sches Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger bei Han­no­ver. Es wur­de im Früh­jahr 1941 von der Wehr­macht errich­tet und dien­te zunächst als Lager für Kriegs­ge­fan­ge­ne. Bis Febru­ar 1942 star­ben dort min­des­tens 18 000 sowje­ti­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne. Von April 1943 an wur­de Ber­gen-Bel­sen als Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger für jüdi­sche Gefan­ge­ne genutzt. Ab März 1944 ent­wi­ckel­te sich Ber­gen-Bel­sen zu einem „Auf­nah­me­la­ger“ für Häft­lin­ge aus ande­ren Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern, die zumeist auf soge­nann­ten Todes­mär­schen aus den front­na­hen Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern dort­hin getrie­ben wor­den war. Ohne ärzt­li­che Behand­lung, aus­rei­chen­de Nah­rung und Unter­künf­te über­ließ die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger-SS die Häft­lin­ge ihrem Schick­sal. Etwa 50 000 Häft­lin­ge und 20 000 sowje­ti­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne kamen im Lager ums Leben. Rund 14 000 Über­le­ben­de star­ben bis Ende Juni 1945 an den Fol­gen der Haft­be­din­gun­gen.
KZ Buchen­wald
Das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Buchen­wald in der Nähe von Wei­mar ent­stand 1937 auf dem Etters­berg. Die ers­ten Insas­sen waren poli­ti­sche Geg­ner des NS-Regimes, Zeu­gen Jeho­vas, Homo­se­xu­el­le, Sin­ti und Roma sowie Straf­ge­fan­ge­ne. Ende 1938 wur­den auch Tau­sen­de von Juden in Buchen­wald inhaf­tiert. Ab Okto­ber 1942 wur­den die meis­ten jüdi­schen Häft­lin­ge nach Ausch­witz depor­tiert und über 8000 sowje­ti­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne von der SS ermor­det. Nach Auf­lö­sung der Lager im Osten über­führ­te die SS Anfang 1945 Tau­sen­de der Insas­sen nach Buchen­wald, das zu Jah­res­be­ginn mit über 100 000 Häft­lin­gen das größ­te noch bestehen­de Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger war. Ab dem 6. April 1945 begann die Lager­lei­tung, die jüdi­schen Häft­lin­ge auf „Todes­mär­sche“ zu schi­cken und ver­ließ am 11. April das Lager. Am sel­ben Tag tra­fen ame­ri­ka­ni­sche Trup­pen im Lager ein. Im KZ Buchen­wald waren ins­ge­samt über 240 000 Men­schen aus allen euro­päi­schen Län­dern inhaf­tiert, von denen min­des­tens 50 000 star­ben.
KZ Dach­au
Am 22. März 1933 wur­de in der Nähe von Dach­au bei Mün­chen ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger für männ­li­che Häft­lin­ge errich­tet. Die ers­ten Häft­lin­ge waren poli­ti­sche Geg­ner des NS-Regimes: Kom­mu­nis­ten, Sozi­al­de­mo­kra­ten, Gewerk­schaf­ter, teil­wei­se auch libe­ra­le und kon­ser­va­ti­ve Poli­ti­ker. Spä­ter folg­ten „Kri­mi­nel­le“, Zeu­gen Jeho­vas, enga­gier­te Chris­ten, Sin­ti und Roma, Homo­se­xu­el­le sowie vor allem Juden. Nach Zer­schla­gung der „Rest-Tsche­chei“ im März 1939 und nach Beginn des Zwei­ten Welt­kriegs im Sep­tem­ber 1939 wur­den vor allem aus­län­di­sche Häft­lin­ge nach Dach­au trans­por­tiert. Im Win­ter 1942 began­nen SS-Ärz­te in Dach­au mit medi­zi­ni­schen Expe­ri­men­ten an Häft­lin­gen. Alle jüdi­schen Häft­lin­ge des Lagers wur­den ab dem 5. Okto­ber 1942 nach Ausch­witz depor­tiert. Um die Befrei­ung der Häft­lin­ge durch anrü­cken­de alli­ier­te Trup­pen zu ver­hin­dern, schick­te die Lager­ver­wal­tung am 26. April 1945 rund 7000 Häft­lin­ge auf einen „Todes­marsch“ in Rich­tung Süden. Am 29. April 1945 wur­de Dach­au von ame­ri­ka­ni­schen Ein­hei­ten befreit. Zwi­schen 1933 und 1945 waren in Dach­au über 200 000 Men­schen inhaf­tiert, min­des­tens 30 000 der regis­trier­ten Häft­lin­ge kamen dort ums Leben.
KZ Flos­sen­bürg
Das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Flos­sen­bürg bestand von 1938 bis 1945 in der Gemein­de Flos­sen­bürg bei Wei­den im Ober­pfäl­zer Wald. Das KZ war von Anfang an als ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger zur Aus­beu­tung von Zwangs­ar­bei­tern, ein Lager zur „Ver­nich­tung durch Arbeit“ geplant. In die­sem ers­ten Lager der „zwei­ten Gene­ra­ti­on“ von Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern rich­te­te sich der Ter­ror nicht mehr nur gegen die poli­ti­schen Geg­ner der Nazis, viel­mehr soll­ten gesell­schaft­li­che Außen­sei­ter durch bru­ta­le Zwangs­ar­beit ent­we­der „brauch­ba­re Glie­der der Volks­ge­mein­schaft“, das heißt, will­fäh­ri­ge Hel­fer wer­den, oder der „Ver­nich­tung durch Arbeit“ zum Opfer fal­len. Von 1938 bis zum April 1945 waren min­des­tens 85 000 Men­schen im KZ Flos­sen­bürg inhaf­tiert, min­des­tens 30 000 Häft­lin­ge star­ben.
KZ Hin­zert – Außen­la­ger Seli­gen­stadt
Dem KZ Hin­zert wur­den ab 1940 fast drei­ßig Außen­la­ger unter­stellt. Dabei han­del­te es sich anfangs meist um Poli­zei­haft­la­ger mit „Arbeits­er­zie­hungs-Häft­lin­gen“. Spä­ter über­wo­gen poli­ti­sche „Schutz­häft­lin­ge“ ins­be­son­de­re aus Frank­reich und Luxem­burg, die wegen Wider­stands gegen die deut­sche Besat­zung inhaf­tiert waren. Unter ihnen gab es vie­le Nacht-und-Nebel-Gefan­ge­ne. In der End­pha­se des Krie­ges ent­stan­den die meis­ten der pro­vi­so­ri­schen Außen­la­ger bei Feld­flug­hä­fen, um die­se aus­bau­en und nach Luft­an­grif­fen instand set­zen zu las­sen. Das Außen­la­ger Seli­gen­stadt hat­te sei­nen Arbeits­ein­satz am Flie­ger­horst Lan­gen­die­b­ach. Es wur­de im Sep­tem­ber 1944 in Betrieb genom­men und im Dezem­ber 1944 geschlos­sen.
KZ Maut­hau­sen
Das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Maut­hau­sen war das größ­te Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger in Öster­reich. Es befand sich 20 Kilo­me­ter öst­lich von Linz und bestand ab dem 8. August 1938. Noch kurz vor der Befrei­ung wur­den im Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Häft­lin­ge ermor­det. Die genaue Zahl aller Getö­te­ten ist nicht bekannt. Jedoch geht man von min­des­tens 100 000 Todes­op­fern aus. Im April 1945 hat­te die SS damit begon­nen, alle Akten zu ver­nich­ten, die auf ihre Ver­bre­chen im Lager hin­wie­sen. Dar­un­ter fiel auch das Abmon­tie­ren der Gas­kam­mer, die 1941 im Kel­ler des Kran­ken­baus ein­ge­rich­tet wor­den war. Danach flo­hen die SS-Män­ner und die Häft­lin­ge wur­den vom Volks­sturm und von der Wie­ner Feu­er­wehr bewacht. Am 5. Mai 1945 wur­de das Lager durch die vor­rü­cken­den Trup­pen der 11. US-Pan­zer­di­vi­si­on der 3. US-Armee befreit.
KZ Neu­en­gam­me
1938 zunächst als Außen­la­ger des KZ Sachen­hau­sen gegrün­det, wur­de Neu­en­gam­me im Früh­jahr 1940 ein eigen­stän­di­ges KZ. Im Ver­lauf des Krie­ges kamen mehr als 100 000 Men­schen aus allen besetz­ten Län­dern Euro­pas als KZ-Häft­lin­ge nach Neu­en­gam­me. Ins­ge­samt waren nach gegen­wär­ti­gen Erkennt­nis­sen über 80 000 Män­ner und mehr als 13 000 Frau­en mit einer Häft­lings­num­mer regis­triert. Das KZ dien­te zudem der Staats­po­li­zei­leit­stel­le Ham­burg als Hin­rich­tungs­stät­te, etwa 1400 Per­so­nen wur­den dort exe­ku­tiert. 1942 wur­den 448 rus­si­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne mit Zyklon B ver­gast. Mehr­fach wur­den im KZ medi­zi­ni­sche Expe­ri­men­te an Häft­lin­gen durch­ge­führt. Ins­ge­samt kamen min­des­tens 42 900 Men­schen im Stamm­la­ger Neu­en­gam­me, in den Außen­la­gern oder im Zuge der Lager­räu­mun­gen ums Leben. Zusätz­lich sind meh­re­re tau­send Häft­lin­ge nach ihrem Abtrans­port aus dem KZ Neu­en­gam­me in ande­re Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger oder nach Kriegs­en­de an den Fol­gen der KZ-Haft gestor­ben.
KZ Ravens­brück
Das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Ravens­brück war das ein­zi­ge „Schutz­haft­la­ger“ für Frau­en auf reichs­deut­schem Gebiet. Es wur­de 1938 errich­tet und lag auf dem Gebiet des heu­ti­gen Lan­des Bran­den­burg. In den Jah­ren 1939 bis 1945 waren etwa 132 000 Frau­en und Kin­der, 20 000 Män­ner und 1000 weib­li­che Jugend­li­che als Häft­lin­ge regis­triert. Sie wur­den zu Bau­ar­bei­ten und in der Kriegs­pro­duk­ti­on ein­ge­setzt. Sie­mens & Hals­ke errich­te­te neben dem KZ-Gelän­de 20 Werk­hal­len. Es gab mehr als 70 Neben­la­ger, die über das gesam­te Reich ver­teilt waren. Ende 1944 rich­te­te die SS in einer Bara­cke neben dem Kre­ma­to­ri­um eine pro­vi­so­ri­sche Gas­kam­mer ein. Hier wur­den von Ende Janu­ar bis April 1945 ca. 5000 bis 6000 Häft­lin­ge ver­gast. Am 30. April 1945 erleb­ten die ca. 3000 ver­blie­be­nen Häft­lin­ge ihre Befrei­ung durch die sowje­ti­sche Armee.
KZ Riga-Kai­ser­wald
Im let­ti­schen Kai­ser­wald, einem Vor­ort Rigas, ließ die SS seit 15. März 1943 von 500 poli­ti­schen und als „kri­mi­nell“ ein­ge­stuf­ten Häft­lin­gen aus Sach­sen­hau­sen ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger errich­ten. Ab Som­mer 1943 dien­te Kai­ser­wald als Haft­stät­te für Juden und Jüdin­nen, über­wie­gend aus den auf­ge­lös­ten Ghet­tos im Bal­ti­kum, und glich auch in sei­nen Funk­tio­nen eher den Ghet­tos als den im Reich betrie­be­nen KZ. Das Stamm­la­ger war die Schalt­zen­tra­le für 16 in der Umge­bung ein­ge­rich­te­te Außen­la­ger, in denen die Häft­lin­ge einen Trup­pen­übungs­platz für die SS errich­te­ten sowie Zwangs­ar­beit in Wirt­schafts- und Beklei­dungs­la­gern der Wehr­macht leis­te­ten. Ins­ge­samt waren wäh­rend des Krie­ges 16 000 bis 19 000 Juden im KZ-Kom­plex Riga inhaf­tiert. Weil die SS vor ihrem Rück­zug die Spu­ren des Mor­des an den bal­ti­schen Juden besei­ti­gen woll­te, muss­ten Häft­lin­ge seit Anfang 1944 Lei­chen aus den Mas­sen­grä­bern um Riga aus­gra­ben und ver­bren­nen. Bevor die SS am 6. August 1944 mit der Eva­ku­ie­rung des Lagers begann, hat­te sie zahl­rei­che Kin­der, Kran­ke, Älte­re und nicht Trans­port­fä­hi­ge erschos­sen. Die Über­le­ben­den wur­den in drei Trans­por­ten per Schiff in das KZ Stutt­hof bei Dan­zig über­stellt. Die Rote Armee befrei­te Riga am 13. Okto­ber 1944 und rich­te­te auf dem Gelän­de des ver­las­se­nen KZ ein Kriegs­ge­fan­ge­nen­la­ger ein.
KZ Sach­sen­hau­sen
Im August 1936 wur­de das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Sach­sen­hau­sen rund 35 Kilo­me­ter nord­öst­lich von Ber­lin bei Ora­ni­en­burg gebaut. Zunächst wur­den in Sach­sen­hau­sen poli­ti­sche Geg­ner inhaf­tiert. Spä­ter folg­ten Juden, Homo­se­xu­el­le, Sin­ti und Roma, Zeu­gen Jeho­vas und Kri­mi­nel­le. Tau­sen­de Häft­lin­ge star­ben an Unter­ernäh­rung, Krank­heit, Erschöp­fung und Miss­hand­lun­gen oder wur­den von der SS ermor­det. Zehn­tau­sen­de Häft­lin­ge wur­den zur Zwangs­ar­beit her­an­ge­zo­gen. Ab Okto­ber 1941 began­nen Mas­sen­er­schie­ßun­gen, denen über 12 000 sowje­ti­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne zum Opfer fie­len. Als sich die Rote Armee im Vor­marsch auf das Lager befand, wur­den über 33 000 Häft­lin­ge in Rich­tung Ost­see getrie­ben. Bei die­sem „Todes­marsch“ star­ben ca. 6000 Gefan­ge­ne. Etwa 3000 im Lager ver­blie­be­ne Häft­lin­ge wur­den am 22. April 1945 von pol­ni­schen und sowje­ti­schen Ein­hei­ten befreit. Zwi­schen 1936 und 1945 waren mehr als 200 000 Men­schen in Sach­sen­hau­sen inhaf­tiert, von denen meh­re­re Zehn­tau­send die Haft nicht über­leb­ten.
KZ Son­nen­burg
Das Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger Son­nen­burg bei Küs­trin (Kostrzyn nad OdrÄ) bestand vom 3. April 1933 bis zum 23. April 1934. Unter­stellt war das KZ dem Ber­li­ner Poli­zei­prä­si­den­ten. Die Mehr­heit der Gefan­ge­nen waren Funk­tio­nä­re der ver­bo­te­nen KPD. Ins­ge­samt waren im KZ Son­nen­burg etwa 1000 Men­schen ein­ge­sperrt. Der Lager­all­tag war von einer beson­de­ren Bru­ta­li­tät gegen­über den Gefan­ge­nen geprägt. Ab dem Früh­jahr 1934 wur­de das Gebäu­de erneut zu einem Zucht­haus, in dem neben Straf­tä­tern auch Zwangs­ar­bei­ter und poli­ti­sche Gefan­ge­ne inhaf­tiert waren. Bevor die Wach­leu­te vor der her­an­na­hen­den Roten Armee Rich­tung Wes­ten flo­hen, erschos­sen sie in der Nacht vom 30. auf den 31. Janu­ar 1945 fast alle Häft­lin­ge.
Men­schen­ver­su­che
An der mör­de­ri­schen Ras­sen- und Bevöl­ke­rungs­po­li­tik des Natio­nal­so­zia­lis­mus wirk­ten von Anfang an zahl­rei­che deut­sche Ärz­te und Wis­sen­schaft­ler mit. Vie­le von ihnen begeis­ter­ten sich für bio­lo­gis­ti­sche Ras­sen­theo­rien und ras­sis­ti­sche Ver­er­bungs­leh­re und betrie­ben For­schun­gen zu deren „wis­sen­schaft­li­chen“ Bestä­ti­gung. In den Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern führ­ten sie „Selek­tio­nen“ und ver­bre­che­ri­sche Men­schen­ver­su­che durch. In man­chen Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern bedien­ten sich skru­pel­lo­se Ärz­te der Häft­lin­ge als „Ver­suchs­ka­nin­chen“ für ent­setz­li­che medi­zi­ni­sche Expe­ri­men­te. Bei­na­he aus­nahms­los war der wis­sen­schaft­li­che Nut­zen die­ser Ver­su­che ohne jeden Wert. Die Mehr­heit der Opfer starb dabei oder wur­de anschlie­ßend ermor­det, um ihre Kör­per zu ana­ly­sie­ren oder sie als Zeu­gen der Medi­zin­ver­bre­chen zu besei­ti­gen. Ande­re blie­ben dau­er­haft krank oder für immer ver­krüp­pelt. Wer zunächst über­leb­te, aber nicht wie­der zu rela­ti­ver Gesund­heit und zu aus­rei­chen­den Kräf­ten kam, wur­de zumeist bei einer der zahl­rei­chen „Selek­tio­nen“ für den Tod in den Gas­kam­mern aus­ge­son­dert.
Natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Deut­sche Arbei­ter­par­tei
Die Natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Deut­sche Arbei­ter­par­tei wur­de 1919 in Mün­chen gegrün­det. Adolf Hit­ler stieg erst zum Füh­rer der Par­tei und dann 1933 zum deut­schen Reichs­kanz­ler auf. Die NSDAP erstreb­te nicht die Rück­kehr zur Mon­ar­chie, son­dern woll­te ein „ger­ma­ni­sches Füh­rer­tum mit Gefolg­schaft“. Im Gegen­satz zu den ande­ren Par­tei­en der Rech­ten woll­te sie zunächst nicht die Arbei­ter­be­we­gung bekämp­fen, son­dern ihr mit einem natio­na­len Sozia­lis­mus die Wäh­ler weg­neh­men. Der Anti­se­mi­tis­mus war von Anfang an ein wich­ti­ger Bestand­teil des Par­tei­pro­gramms. Nach­dem spä­tes­tens 1934 der Füh­rer­staat ein­ge­rich­tet wor­den war, ver­lor die Par­tei an Bedeu­tung. Aller­dings blieb die NSDAP-Mit­glied­schaft für vie­le Berufs­kar­rie­ren unab­ding­bar.
Nicht pri­vi­le­gier­te Misch­ehe
Ab Anfang der 1930er-Jah­re leb­ten ca. 35 000 Juden in „Misch­ehen“. Bis 1938 waren Juden, die in sol­chen Ehen leb­ten, eben­so von allen Aus­gren­zungs­maß­nah­men betrof­fen wie Paa­re, in denen bei­de Juden waren. Doch im Dezem­ber 1938 schuf Adolf Hit­ler die Kate­go­rien der „pri­vi­le­gier­ten“ und der „nicht-pri­vi­le­gier­ten“ Misch­ehen. War der Mann Jude und die Ehe kin­der­los, galt die­se Ehe für Natio­nal­so­zia­lis­ten als „nicht-pri­vi­le­giert“. Die­se Kate­go­rie galt auch, wenn ein Part­ner jüdisch war und die Kin­der jüdisch erzo­gen wor­den waren oder falls der nicht­jü­di­sche Ehe­part­ner mit der Ehe­schlie­ßung zum Juden­tum kon­ver­tiert war. Im Fal­le einer geplan­ten Aus­wan­de­rung wur­den die­se Paa­re wie Juden behan­delt. Der jüdi­sche Part­ner war zwar ver­pflich­tet, den Juden­stern zu tra­gen, er/​sie war jedoch zunächst von Depor­ta­tio­nen zurück­ge­stellt. Im Fal­le einer Schei­dung oder beim Tod des nicht­jü­di­schen Ehe­part­ners droh­te dem jüdi­schen Part­ner die Depor­ta­ti­on, meist nach The­re­si­en­stadt.
Novem­ber­po­gro­me 1938
In der Nacht vom 9. zum 10. Novem­ber 1938 fan­den in ganz Deutsch­land die bis dahin schwers­ten öffent­li­chen Aus­schrei­tun­gen gegen Juden und ihre Ein­rich­tun­gen in der Neu­zeit statt. Der Begriff „Reichs­kris­tall­nacht“ wur­de von der dama­li­gen Bevöl­ke­rung in Anspie­lung auf die bei den Aus­schrei­tun­gen zer­stör­ten Schau­fens­ter­schei­ben jüdi­scher Läden geprägt. In der Pres­se wur­den die Vor­fäl­le her­un­ter­ge­spielt, in der NS-inter­nen Akten­spra­che ist von der „Juden­ak­ti­on“ oder der „Novem­ber­ak­ti­on“ die Rede. Ange­hö­ri­ge von SA, SS und Hit­ler­ju­gend und Sym­pa­thi­san­ten steck­ten Syn­ago­gen in Brand und plün­der­ten etwa 7000 Geschäf­te jüdi­scher Ein­zel­händ­ler. Fast 100 Men­schen wur­den ermor­det, Tau­sen­de jüdi­sche Män­ner in Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ver­schleppt.
Nürn­ber­ger Geset­ze
Die „Nürn­ber­ger Geset­ze“ wur­den am 15. Sep­tem­ber 1935 auf dem Par­tei­tag der NSDAP in Nürn­berg beschlos­sen. Das „Reichs­bür­ger­ge­setz“ sprach nur dem „Reichs­bür­ger“ die vol­len poli­ti­schen Rech­te zu; er wur­de defi­niert als Staats­bür­ger „deut­schen oder art­ver­wand­ten Blu­tes“. Das „Gesetz zum Schut­ze des deut­schen Blu­tes und der deut­schen Ehre“ (kurz: „Blut­schutz­ge­setz“) ent­hielt den neu­en Straf­tat­be­stand „Ras­sen­schan­de“, der Ehe­schlie­ßun­gen und Geschlechts­ver­kehr zwi­schen Juden und „Deutsch­blü­ti­gen“ unter Stra­fe stell­te. Zwei Mona­te spä­ter erging die „Ers­te Ver­ord­nung zum Reichs­bür­ger­ge­setz“, in der aus­drück­lich fest­ge­legt wur­de, dass Juden kei­ne „Reichs­bür­ger“ sein kön­nen.
Polen­ak­ti­on 28./29.10.1938
Nach dem Anschluss Öster­reichs ans Deut­sche Reich und der Beset­zung des Sude­ten­lan­des dach­ten vie­le in Deutsch­land und Öster­reich leben­de pol­ni­sche Staats­bür­ger an eine Rück­kehr. Eine sol­che war jedoch der pol­ni­schen Regie­rung nicht will­kom­men. Daher ver­ab­schie­de­te das pol­ni­sche Par­la­ment im März 1938 ein Gesetz, wodurch allen län­ger als 5 Jah­re im Aus­land leben­den Polen die Staats­bür­ger­schaft ent­zo­gen wer­den wür­de. Damit ihre Doku­men­te Gül­tig­keit behiel­ten, brauch­ten die­se Polen einen Kon­troll­ver­merk des zustän­di­gen Kon­su­lats. Einer sol­chen Rege­lung kam die natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Regie­rung Ende Okto­ber zuvor, indem sie Polen einen Aus­wei­sungs­be­fehl erteil­te, sie ver­haf­te­te und gegen ihren Wil­len nach Polen abschob. Die Spu­ren der meis­ten aus­ge­wie­se­nen pol­ni­schen Juden ver­lie­ren sich in den fol­gen­den Jah­ren in den unzäh­li­gen Ghet­tos, wohin sie meist gemein­sam mit ihren Ange­hö­ri­gen depor­tiert wur­den.
Pri­vi­le­gier­te Misch­ehe
Ab Anfang der 1930er-Jah­re leb­ten ca. 35 000 Juden in „Misch­ehen“. Bis 1938 waren Juden, die in sol­chen Ehen leb­ten, eben­so von allen Aus­gren­zungs­maß­nah­men betrof­fen wie Paa­re, in denen bei­de Juden waren. Doch im Dezem­ber 1938 schuf Adolf Hit­ler die Kate­go­rien der „pri­vi­le­gier­ten“ und der „nicht-pri­vi­le­gier­ten“ Misch­ehen. Als „pri­vi­le­giert“ wur­den Paa­re betrach­tet, bei denen die Frau jüdisch im „ras­si­schen“ Sin­ne war. Dies jedoch nur, wenn sie kei­ne oder nicht­jü­disch erzo­ge­ne Kin­der hat­ten. Pri­vi­le­giert waren Paa­re auch dann, wenn der Mann im „ras­si­schen“ Sin­ne Jude war, die Kin­der jedoch nicht­jü­disch erzo­gen waren. So kate­go­ri­sier­te Fami­li­en durf­ten in ihren Woh­nun­gen blei­ben, das Ver­mö­gen konn­te auf den nicht­jü­di­schen Part­ner oder die Kin­der über­tra­gen wer­den. Auch einen Juden­stern muss­ten die jüdi­schen Ehe­part­ner nicht tra­gen. Bis 1945 waren sie zudem durch die Ehe vor der Depor­ta­ti­on geschützt.
Ras­sen­schan­de
Das „Gesetz zum Schut­ze des deut­schen Blu­tes und der deut­schen Ehre“ vom 15. Sep­tem­ber 1935 ver­bot Juden, „Misch­ehen“ ein­zu­ge­hen, und stell­te außer­ehe­li­chen Geschlechts­ver­kehr unter Gefäng­nis- bzw. Zucht­haus­stra­fe. Das Gesetz führ­te zu zahl­lo­sen Denun­zia­tio­nen und zu tau­sen­den Ver­fah­ren. Zwi­schen 1935 und 1945 wur­den ca. 2000 jüdi­sche und nicht­jü­di­sche Män­ner ver­ur­teilt. Bei Juden führ­te eine Ver­ur­tei­lung zu „Schutz­haft“ und Depor­ta­ti­on. Eine nicht bekann­te Anzahl jüdi­scher Frau­en wur­den ohne Gerichts­ver­fah­ren in Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ein­ge­lie­fert, spä­ter erfolg­te zudem die Über­stel­lung in Ver­nich­tungs­la­ger.
Reichs­ban­ner Schwarz-Rot-Gold
Das „Reichs­ban­ner Schwarz-Rot-Gold – Bund deut­scher Kriegs­teil­neh­mer und Repu­bli­ka­ner“ wur­de 1924 in Mag­de­burg als ein über­par­tei­li­ches Bünd­nis zum Schutz der Wei­ma­rer Repu­blik gegen ihre Fein­de gegrün­det. Aller­dings über­wog der Anteil der Sozi­al­de­mo­kra­ten in der Mit­glied­schaft deut­lich, Schät­zun­gen gehen von bis zu 90 Pro­zent aus. Das Reichs­ban­ner war ein Vete­ra­nen­ver­band, in dem Kriegs­teil­neh­mer des Ers­ten Welt­krie­ges offen­siv für die Repu­blik ein­tra­ten. Im Janu­ar 1932 schloss sich das Reichs­ban­ner mit den frei­en Gewerk­schaf­ten und ande­ren Ver­bän­den zur Eiser­nen Front zusam­men.
Reichs­flucht­steu­er
Die „Reichs­flucht­steu­er“ wur­de durch die „Vier­te Ver­ord­nung des Reichs­prä­si­den­ten zur Siche­rung von Wirt­schaft und Finan­zen und zum Schutz des inne­ren Frie­dens“ im Dezem­ber 1931 von der Regie­rung Brü­ning ein­ge­führt. Sie soll­te in der Situa­ti­on der ver­schärf­ten Welt­wirt­schafts­kri­se Kapi­tal­flucht, also den plötz­li­chen Trans­fer von Ver­mö­gen, Geld, Edel­me­tal­len oder Sach­wer­ten ins Aus­land, ver­hin­dern. Nach ihrem Macht­an­tritt 1933 instru­men­ta­li­sier­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten die „Reichs­flucht­steu­er“ für ihre juden­feind­li­che Poli­tik. Zur Emi­gra­ti­on gezwun­ge­ne Juden muss­ten ab 1938 die Hälf­te ihres Pri­vat­ver­mö­gens an den Staat abtre­ten. Dazu kamen noch die Kos­ten der Aus­wan­de­rung wie Pass­ge­büh­ren u.ä., „Vor­zei­ge­gel­der“ sowie eine 1939 ein­ge­führ­te „Aus­wan­de­rungs­ab­ga­be“.
Reichs­ver­ei­ni­gung der Juden in Deutsch­land
Die „Reichs­ver­tre­tung der Deut­schen Juden“ wur­de 1933 als Inter­es­sen­ver­band jüdi­scher Orga­ni­sa­tio­nen und Gemein­den gegrün­det, mit Leo Baeck als Prä­si­den­ten. Bis 1939 muss­te die Orga­ni­sa­ti­on sich mehr­fach umbe­nen­nen und umstruk­tu­rie­ren. Am 4. Juni 1939 wur­den schließ­lich alle jüdi­schen Ver­bän­de und jüdi­schen Gemein­den auf­grund der 10. Ver­ord­nung zum Reichs­bür­ger­ge­setz (1939) zwangs­wei­se in die RVJD über­führt. Sie war dem Reichs­si­cher­heits­haupt­amt direkt unter­stellt, die regio­na­len Zweig­stel­len unter­stan­den den jewei­li­gen Gesta­po­stel­len. Alle Per­so­nen, die nach den „Nürn­ber­ger Geset­zen“ als Juden gal­ten, muss­ten ihr bei­tre­ten und Pflicht­bei­trä­ge ent­rich­ten. Haupt­auf­ga­be der RVJD war zunächst die För­de­rung der Aus­wan­de­rung, hin­zu kamen die Orga­ni­sa­ti­on des Schul­we­sens sowie Maß­nah­men zur Berufs­aus­bil­dung und ‑umschich­tung. Mit der wach­sen­den Ver­elen­dung der Juden, ins­be­son­de­re älte­rer Men­schen, trat die Für­sor­ge in den Vor­der­grund der Arbeit, u.a. wur­den Hei­me und Sup­pen­kü­chen ein­ge­rich­tet. Die RVJD führ­te eine Zen­tral­kar­tei aller Juden, derer sich u.a. die Gesta­po­stel­len bedien­ten. Auf Anwei­sung und nach Vor­ga­ben waren Depor­ta­ti­ons­lis­ten auf­zu­stel­len. Ande­rer­seits war die RVJD Arbeit­ge­ber für über 6000 Juden, die dadurch der Zwangs­ar­beit ent­gin­gen, ein Ein­kom­men besa­ßen und zunächst vor der Depor­ta­ti­on geschützt waren.
Revo­lu­tio­nä­re Gewerk­schafts-Oppo­si­ti­on
Die Revo­lu­tio­nä­re Gewerk­schafts-Oppo­si­ti­on ent­stand nach einem auf Drän­gen der Sowjet­uni­on 1929 zustan­de gekom­me­nen Beschluss der KPD, bei Betriebs­rats­wah­len grund­sätz­lich mit eige­nen Lis­ten anzu­tre­ten. Die RGO ent­wi­ckel­te sich so zu einer kom­mu­nis­ti­schen Son­der­ge­werk­schaft, was zum Aus­schluss zahl­rei­cher Kom­mu­nis­ten aus dem All­ge­mei­nen Deut­schen Gewerk­schafts­bund führ­te. Im März 1932 hat­te die RGO rund 200 000 Mit­glie­der. Im sel­ben Jahr erreg­te sie in ganz Deutsch­land Auf­merk­sam­keit, als sie zusam­men mit den Natio­nal­so­zia­lis­ten einen Arbeits­kampf mit den Ber­li­ner Ver­kehrs­be­trie­ben führ­te („BVG-Streik“). 1933 wur­de die RGO ver­bo­ten.
Rote Frau­en- und Mäd­chen­bund
Der Rote Frau­en- und Mäd­chen­bund wur­de 1925 als über­par­tei­lich kon­zi­pier­te Mas­sen­or­ga­ni­sa­ti­on von Kom­mu­nis­tin­nen gegrün­det. Sei­ne Arbeit galt nicht nur der poli­ti­schen Agi­ta­ti­on wie dem Kampf gegen den Abtrei­bungs­pa­ra­gra­fen 218 und für die Eman­zi­pa­ti­on der Frau­en, son­dern kon­zen­trier­te sich haupt­säch­lich auf die Bekämp­fung der Not sozi­al benach­tei­lig­ter Bevöl­ke­rungs­grup­pen.
Rote Front­kämp­fer­bund
Der RFB wur­de im Juli 1924 auf Initia­ti­ve der KPD in Halle/​Saale als Wehr- und Schutz­or­ga­ni­sa­ti­on gegrün­det. Der RFB war pro­pa­gan­dis­tisch tätig und schütz­te kom­mu­nis­ti­sche Ver­an­stal­tun­gen. Die Mit­glie­der waren uni­for­miert und tra­ten oft in mili­tä­risch for­mier­ten Marsch­ko­lon­nen in Erschei­nung. 1929 wur­de der RFB ver­bo­ten, war aber bis 1933 wei­ter aktiv.
Schutz­haft
Das Instru­ment der „Schutz­haft“ wur­de vom NS-Régime dazu ein­ge­setzt, poli­tisch, „ras­sisch“ oder sozi­al miss­lie­bi­ge Per­so­nen will­kür­lich fest­zu­neh­men und in Gefan­ge­nen- und Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger zu depor­tie­ren. Als recht­li­che Grund­la­ge der „Schutz­haft“ wur­de die – nach dem Reichs­tags­brand erlas­se­ne – „Ver­ord­nung des Reich­prä­si­den­ten zum Schutz von Volk und Staat“ vom 28. Febru­ar 1933 ange­se­hen. Die „Schutz­haft“ unter­lag kei­ner rich­ter­li­chen Über­prü­fung, ihre Opfer hat­ten kein Recht auf anwalt­li­chen Bei­stand. Häu­fig dien­te sie – etwa nach einem Frei­spruch, der Ent­las­sung eines Ange­schul­dig­ten aus der Unter­su­chungs­haft oder im Anschluss an die Ver­bü­ßung einer Frei­heits­stra­fe – der Kor­rek­tur gericht­li­cher Ent­schei­dun­gen, die dem Régime miss­lie­big waren.
Schutz­staf­fel
Die Schutz­staf­fel war eine para­mi­li­tä­ri­sche For­ma­ti­on der NSDAP. Wäh­rend der Wei­ma­rer Repu­blik noch eine Saal­schutz­trup­pe, ent­wi­ckel­te sie sich nach der Macht­über­ga­be an die Natio­nal­so­zia­lis­ten zum Macht- und Ter­ror­in­stru­ment. Ihr unter­stand das Sys­tem der Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger. Die Orga­ni­sa­ti­on und Durch­füh­rung des Geno­zids an den euro­päi­schen Juden sowie den Sin­ti und Roma lag eben­so in ihrer Ver­ant­wor­tung. Mili­tä­risch war sie durch eige­ne Ver­bän­de (der Waf­fen-SS) sowie als Teil der Besat­zungs­macht an den Ver­bre­chen wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs betei­ligt.
Sicher­heits­dienst
Der Sicher­heits­dienst der SS wur­de 1931 als Geheim­dienst der NSDAP gegrün­det. Durch ihn soll­ten Nach­rich­ten über poli­ti­sche Geg­ner und par­tei­in­ter­ne Vor­gän­ge beschafft wer­den. 1934 wur­de der SD zum allei­ni­gen Nach­rich­ten­dienst der NSDAP erklärt, 1937 eine exak­te Auf­ga­ben­tei­lung zwi­schen SD und Gesta­po vor­ge­nom­men. Zu den Auf­ga­ben des SD gehör­te es spä­ter auch, Lage­be­rich­te über die Stim­mung in der Bevöl­ke­rung („Mel­dun­gen aus dem Reich“) zu schrei­ben, die poli­ti­sche Zuver­läs­sig­keit bestimm­ter Per­so­nen zu über­prü­fen und Plä­ne für die Aus­beu­tung der annek­tier­ten Gebie­te zu machen. Der Sicher­heits­dienst ver­füg­te 1944 über 6500 haupt­amt­li­che Mit­ar­bei­ter und 30 000 Spit­zel.
Sicher­heits­po­li­zei
Am 17. Juni 1936 wur­de der „Reichs­füh­rer SS“, Hein­rich Himm­ler, zum „Chef der Deut­schen Poli­zei im Reichs­mi­nis­te­ri­um des Innern“ ernannt. Himm­ler hat­te damit ein wesent­li­ches Ziel auf dem Weg zum „SS-Staat“ erreicht, die Zen­tra­li­sie­rung der deut­schen Poli­zei und ihre wei­te­re Ver­schmel­zung mit dem Appa­rat der SS. Himm­ler ord­ne­te die Poli­zei neu, indem er sie in „Ord­nungs­po­li­zei“ und „Sicher­heits­po­li­zei“ auf­teil­te. Zum „Chef der Sicher­heits­po­li­zei“ ernann­te er den SS-Grup­pen­füh­rer Rein­hard Heyd­rich, der gleich­zei­tig Chef des Sicher­heits­diens­tes (SD) der SS war. Die Sipo bestand aus der Kri­mi­nal­po­li­zei, der Grenz­po­li­zei und der Gehei­men Staats­po­li­zei.
Sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Par­tei Deutsch­land
Die SPD hat kein exak­tes Ent­ste­hungs­da­tum. Sie selbst beruft sich auf die Grün­dung des All­ge­mei­nen Deut­schen Arbei­ter­ver­eins (ADAV) durch Fer­di­nand Lass­alle am 23. Mai 1863 in Leip­zig. Nach dem Außer­kraft­tre­ten des Geset­zes gegen die gemein­ge­fähr­li­chen Bestre­bun­gen der Sozi­al­de­mo­kra­tie im Herbst 1890 änder­te die Par­tei ihren Namen in Sozi­al­de­mo­kra­ti­sche Par­tei Deutsch­lands. In der jun­gen Wei­ma­rer Repu­blik stell­te die SPD bis 1925 mit Fried­rich Ebert den Reichs­prä­si­den­ten und war in eini­gen Reichs­re­gie­run­gen ver­tre­ten. Ihre sozia­le Basis wäh­rend der Wei­ma­rer Repu­blik bil­de­ten vor allem die gewerk­schaft­lich orga­ni­sier­ten Fach­ar­bei­ter. Die Nein-Stim­men der SPD bei der Abstim­mung über das natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Ermäch­ti­gungs­ge­setz wahr­ten die Ehre der demo­kra­ti­schen Par­tei­en, wäh­rend alle bür­ger­li­chen Par­tei­en die­sem Gesetz zustimm­ten. Am 21. Juni 1933 wur­de gegen die SPD ein Betä­ti­gungs­ver­bot erlas­sen, am 14. Juli 1933 wur­de die Par­tei ver­bo­ten.
SS-Son­der­la­ger Hin­zert
Am 1. Juli 1940 wur­de das Lager durch die Inspek­ti­on der Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger über­nom­men, erhielt den Sta­tus eines KZ-Haupt­la­gers und erfüll­te seit­her viel­fäl­ti­ge Auf­ga­ben als „Wie­der­eindeut­schungs-“, „Schutz­haft-“ und „Arbeits­er­zie­hungs­la­ger“. Neben „Arbeits­er­zie­hungs-Häft­lin­gen“ wur­den zuneh­mend poli­ti­sche Gefan­ge­ne in Hin­zert ein­ge­lie­fert. Ab Mai 1942 wur­den ver­mut­lich über 2000 Nacht-und-Nebel-Gefan­ge­ne aus Frank­reich und den Bene­lux-Staa­ten in Hin­zert ein­ge­lie­fert. Vor­über­ge­hend waren auch 800 ehe­ma­li­ge fran­zö­si­sche Frem­den­le­gio­nä­re deut­scher Staats­an­ge­hö­rig­keit unter­ge­bracht. Bis zu sei­ner Räu­mung 1945 durch­lie­fen das Lager rund 14.000 männ­li­che Häft­lin­ge im Alter zwi­schen 13 und 80 Jah­ren. Das Lager war für 560 Häft­lin­ge aus­ge­legt, aber zeit­wei­lig mit 1200 bis 1500 Men­schen völ­lig über­füllt. Beleg­bar ist eine Anzahl von 321 Toten, nach Schil­de­rung von Häft­lin­gen muss jedoch von einer weit höhe­ren Todes­zahl aus­ge­gan­gen wer­den. Die fran­zö­si­sche Mili­tär­ver­wal­tung schätz­te 1946 die Zahl der im KZ Hin­zert zu Tode Gekom­me­nen auf 1000.[1] Obwohl Hin­zert kein Ver­nich­tungs­la­ger war und nicht über Tötungs­an­la­gen wie z. B. Gas­kam­mern ver­füg­te, kam es neben den Mor­den durch das Lager­per­so­nal zu ange­ord­ne­ten „Son­der­be­hand­lun­gen“, u. a. Ende 1941 zur Tötung von 70 sowje­ti­schen Polit­kom­mis­sa­ren und 1944 von 23 luxem­bur­gi­schen Wider­stands­kämp­fern. Die Mas­sen­mor­de gescha­hen ent­we­der durch Erschie­ßen oder durch Gift­sprit­zen. Die Lei­chen wur­den im Wald hin­ter dem SS-Son­der­la­ger ver­scharrt. Etwa 30 Außen­la­ger, die meis­ten davon erst 1944 errich­tet, wur­den dem Lager Hin­zert orga­ni­sa­to­risch unter­stellt. Die Häft­lin­ge der Außen­la­ger wur­den häu­fig auf Feld­flug­fel­dern ein­ge­setzt, um Lan­de­bah­nen zu erwei­tern und Bom­ben­trich­ter ein­zu­eb­nen.
Sturm­ab­tei­lung
Die SA war aus dem 1920 gegrün­de­ten „Ord­nungs­dienst“ der NSDAP her­vor­ge­gan­gen. Sie war – nach außen hin – für den Schutz von Ver­an­stal­tun­gen zustän­dig, nach dem Wil­len des Par­tei­füh­rers Hit­ler für gewalt­sa­me Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit dem poli­ti­schen Geg­ner, die in aller Regel von der SA pro­vo­ziert wur­den. Die von ihr gegen Ende der 1920er Jah­re in allen groß­städ­ti­schen Arbei­ter­vier­teln ein­ge­rich­te­ten „Sturm­lo­ka­le“ waren die Basis für den natio­nal­so­zia­lis­ti­schen Stra­ßen­ter­ror. Für die NSDAP war die SA in die­ser „Kampf­zeit“ das Instru­ment, mit dem sie die Domi­nanz von SPD und KPD in der Arbei­ter­schaft zu bre­chen such­te.
Tötungs­an­stalt Bern­burg
Die Tötungs­an­stalt Bern­burg befand sich in einem abge­trenn­ten Teil der „Lan­des-Heil- und Pfle­ge­an­stalt“ in Bern­burg an der Saa­le (Sach­sen-Anhalt) und war zwi­schen dem 21. Novem­ber 1940 und dem 30. Juli 1943 eine „Eutha­na­sie-Anstalt“ der „Akti­on T4“. Hier wur­den 9384 Kran­ke und Behin­der­te aus 33 Für­sor­ge- und Pfle­ge­ein­rich­tun­gen sowie rund 5000 Häft­lin­ge aus sechs Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern mit Koh­len­stoff­mon­oxid in einer Gas­kam­mer ermor­det.
Tötungs­an­stalt Bran­den­burg
Die Eutha­na­sie-Tötungs­an­stalt Bran­den­burg an der Havel befand sich im Alten Zucht­haus in der Neu­en­dor­fer Stra­ße 90c. In den Gebäu­den war zunächst von August 1933 bis Febru­ar 1934 das KZ Bran­den­burg unter­ge­bracht. Bereits im Janu­ar 1940 war in Bran­den­burg die Tötung von Men­schen durch Koh­len­stoff­mon­oxid erprobt wor­den. Ab Febru­ar 1940 wur­de die angeb­li­che „Heil­an­stalt Bran­den­burg“ zur „Eutha­na­sie-Anstalt“, in der bis zum Okto­ber 1940 mehr als 9000 psy­chisch Kran­ke und geis­tig Behin­der­te aus Nord- und Mit­tel­deutsch­land in der Gas­kam­mer ermor­det wur­den.
Tötungs­an­stalt Gra­feneck
Ende 1940 wur­de die Lan­des­heil­an­stalt Hada­mar bei Lim­burg umge­baut, um sie als Tötungs­an­stalt für die „Akti­on T4“ ein­zu­set­zen. Eine Gas­kam­mer, ein Sezier­raum und zwei Ver­bren­nungs­öfen wur­den instal­liert, außer­dem wur­de eine Bus­ga­ra­ge errich­tet. Zwi­schen Janu­ar und August 1941 star­ben in die­ser Gas­kam­mer 10 122 Men­schen. In einer zwei­ten Mord­pha­se über­nahm die Anstalt erneut die Funk­ti­on einer Tötungs­an­stalt. Von August 1942 bis zum 26. März 1945 star­ben wei­te­re 4411 Men­schen.
Tötungs­an­stalt Hart­heim
Im März 1940 began­nen im Schloss Hart­heim in Ober­ös­ter­reich die Umbau­ar­bei­ten zu einer Tötungs­an­stalt für die „Ost­mark“, Bay­ern und die Unter­stei­er­mark (Teil­ge­bie­te des heu­ti­gen Slo­we­ni­en). Inner­halb weni­ger Wochen wur­den die not­wen­di­gen Adap­tie­rungs­ar­bei­ten durch­ge­führt und eine Gas­kam­mer sowie ein Kre­ma­to­ri­um ein­ge­baut. Anfang Mai 1940 traf der ers­te Trans­port in Hart­heim ein. Bis zum Eutha­na­sie­stopp im August 1941 wur­den in der Tötungs­an­stalt mehr als 18 000 Men­schen ermor­det. In Hart­heim ging auch nach der Ein­stel­lung der „Akti­on T4“ das Mor­den wei­ter. Die nächs­ten Opfer waren KZ-Häft­lin­ge aus Maut­hau­sen im Rah­men der „Akti­on 14f13“, mög­li­cher­wei­se wur­den kurz vor dem Ende des NS-Regimes auch noch „Ost­ar­bei­te­rIn­nen“ ermor­det. Im Herbst 1944 wur­de die Tötungs­an­stalt Hart­heim auf­ge­löst und mit der Besei­ti­gung aller belas­ten­den Spu­ren begon­nen.
Tötungs­an­stalt Meseritz/​Obrawalde
Die 1904 als vier­te „Irren­an­stalt“ der Pro­vinz Posen im heu­ti­gen Polen eröff­ne­te Ein­rich­tung wur­de nach Been­di­gung der „Akti­on T4“ in eine „Stät­te sys­te­ma­ti­scher Kran­ken­mor­de“ umor­ga­ni­siert. Aus allen Tei­len des Drit­ten Rei­ches (u.a. aus Ber­lin, Schles­wig, Galk­hausen, Bethel, Düs­sel­dorf, Göt­tin­gen, Mars­berg, Ucht­sprin­ge und Ham­burg) wur­den Pati­en­ten ein­ge­lie­fert und nach ihrer Ankunft zunächst ent­spre­chend ihrer Arbeits­fä­hig­keit selek­tiert. Ermor­det wur­den sie durch Injek­tio­nen oder ora­les Ver­ab­rei­chen von über­do­sier­ten Medi­ka­men­ten. Bis zum Jahr 1945 star­ben in Meseritz/​Obrawalde min­des­tens 18 000 Men­schen.
Tötungs­an­stalt Pir­na-Son­nen­stein
Die Tötungs­an­stalt Pir­na-Son­nen­stein befand sich in der ehe­ma­li­gen Fes­tung Schloss Son­nen­stein bei Pir­na. In die­sen Räu­men wur­den in den Jah­ren 1940 und 1941 im Rah­men der „Akti­on T4“ 13 720 Men­schen umge­bracht. Dabei han­del­te es sich vor­wie­gend um psy­chisch Kran­ke und geis­tig Behin­der­te, aber auch Häft­lin­ge aus Kon­zen­tra­ti­ons­la­gern.
Tötungs­an­stalt Ucht­sprin­ge
Die Lan­des­heil­an­stalt Ucht­sprin­ge dien­te seit 1940 als „Zwi­schen­an­stalt“ der „Akti­on T4“ für die Tötungs­an­stal­ten Bran­den­burg und Bern­burg. Denn die Depor­ta­tio­nen aus den „Ursprungs­an­stal­ten“ führ­ten in der Regel nicht direkt in eines der Tötungs­zen­tren, son­dern gin­gen über „Zwi­schen­an­stal­ten“, um die Ange­hö­ri­gen zu täu­schen und die Spur der Kran­ken zu ver­wi­schen. Nach dem offi­zi­el­len „Eutha­na­sie-Stopp“ am 24. August 1941 gehör­te Ucht­sprin­ge zu den Anstal­ten, in denen Ärz­te und Pfle­ge­per­so­nal wei­ter­hin töte­ten. Hin­ter der Fas­sa­de einer „nor­ma­len“ Anstalts­rou­ti­ne wur­den die kran­ken Men­schen jetzt nicht mehr durch Gas, son­dern mit Medi­ka­men­ten, durch Mor­phi­um­sprit­zen, Nah­rungs­ent­zug oder Ver­nach­läs­si­gung ermor­det.
Ver­fol­gung Homo­se­xu­el­ler
Eine seit dem 19. Jahr­hun­dert bestehen­de gesetz­li­che Ver­fol­gung von Homo­se­xu­el­len ver­schärf­ten die Natio­nal­so­zia­lis­ten 1935. Ab 1937 muss­ten Homo­se­xu­el­le damit rech­nen, nach der Ver­bü­ßung ihrer Stra­fe zur „Umer­zie­hung“ in ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger depor­tiert zu wer­den. Wer „mehr als einen Part­ner ver­führt habe“, so eine Anord­nung Himm­lers 1940, sei nach der Ent­las­sung aus dem Gefäng­nis grund­sätz­lich in „Vor­beu­ge­haft“ zu neh­men. Par­al­lel zu die­sen Repres­si­ons­maß­nah­men wur­de ab 1933 die Indi­ka­ti­on zur zwangs­wei­sen Kas­tra­ti­on aus­ge­wei­tet. So konn­ten Ver­ur­teil­te einer Haft oder einer Ein­wei­sung in ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ent­ge­hen, indem sie einer Kas­tra­ti­on zustimm­ten.
Ver­nich­tungs­la­ger
Die ers­ten Ver­nich­tungs­la­ger ent­stan­den Ende 1941, weil die Besat­zungs­or­ga­ne eine geziel­te und kon­zen­trier­te Ermor­dung mög­lichst vie­ler Men­schen woll­ten. In Chełm­no-Kulm, Bełżec, Sobi­bór und Treb­linka wur­den die ankom­men­den Häft­lin­ge unmit­tel­bar in Gas­kam­mern getö­tet. In den bei­den größ­ten Ver­nich­tungs­la­gern Ausch­witz-Bir­ken­au und Lub­lin-Maj­da­nek, die an Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger ange­schlos­sen waren, wur­de ein Groß­teil der Häft­lin­ge unmit­tel­bar nach der Ankunft ermor­det. Eini­ge muss­ten zunächst bis zur voll­stän­di­gen kör­per­li­chen Erschöp­fung arbei­ten. Waren sie krank oder nicht mehr kräf­tig genug, kamen sie in den für die Ver­nich­tung bestimm­ten Lager­be­zirk.
Ver­nich­tungs­la­ger Ausch­witz-Bir­ken­au
Das Lager Ausch­witz-Bir­ken­au, auch Ausch­witz II genannt, wur­de weni­ge Kilo­me­ter ent­fernt vom Stamm­la­ger Ausch­witz auf dem Are­al des Dörf­chens Brze­zin­ka (Bir­ken­au) errich­tet. Die Arbei­ten began­nen 1941 mit Häft­lin­gen aus dem Stamm­la­ger, ab 1942 lei­te­te die SS Trans­por­te direkt nach Bir­ken­au. Seit Som­mer 1942 wur­den die aus nahe­zu ganz Euro­pa depor­tier­ten Juden bei ihrer Ankunft an der Ram­pe von Bir­ken­au nach ihrer Arbeits­fä­hig­keit „selek­tiert“. Nur wer als Häft­ling regis­triert wur­de, erhielt eine Num­mer; alle Übri­gen wur­den unmit­tel­bar nach ihrer Ankunft in den Gas­kam­mern erstickt. Bis Som­mer 1944 ließ das RSHA 1,1 Mil­lio­nen Juden nach Bir­ken­au depor­tie­ren, von denen etwa 900.000 unmit­tel­bar nach ihrer Ankunft ermor­det wur­den. Auch etwa 20.000 Sin­ti und Roma star­ben an den ver­hee­ren­den Bedin­gun­gen im „Zigeu­ner­la­ger“ oder wur­den im Gas erstickt. Am 27. Janu­ar 1945 befrei­te die Rote Armee 7000 schwer­kran­ke Häft­lin­ge.
Ver­nich­tungs­la­ger Bełżec
Im Rah­men der soge­nann­ten Akti­on Rein­hardt, deren Ziel es war, alle Juden des Gene­ral­gou­ver­ne­ments zu ermor­den, begann die Zen­tral­bau­lei­tung der SS im Novem­ber 1941 mit dem Bau des Lagers Bełżec in der Nähe des Ortes Bełżec. Die Ent­schei­dung für die Errich­tung von Bełżec fiel nach Ein­stel­lung des „Eutha­na­sie­pro­gramms“ im August 1941. Die Erfah­run­gen der am „Eutha­na­sie­pro­gramm“ betei­lig­ten SS-Män­ner wur­den bei der Ver­nich­tung der Juden genutzt. Bełżec war das ers­te Lager, in dem die Natio­nal­so­zia­lis­ten sta­tio­nä­re Gas­kam­mern errich­te­ten. Bis Dezem­ber 1942 ermor­de­te die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger-SS etwa 500 000 Juden.
Ver­nich­tungs­la­ger Kulm­hof
Nahe dem Dorf Chełm­no, 70 km nord­west­lich von Łódź, wur­de im Dezem­ber 1941 das Ver­nich­tungs­la­ger Kulm­hof errich­tet, das aus einem soge­nann­ten Schloss und einem Wald­la­ger bestand. Es wur­de vom Dezem­ber 1941 bis März 1943 genutzt und dann erneut vom April 1944 bis Janu­ar 1945. Im Ver­nich­tungs­la­ger Kulm­hof wur­den etwa 152 000 Men­schen getö­tet. Die Ermor­de­ten waren pri­mär Juden aus dem Warthe­gau und dem Ghet­to Łódź, Roma aus dem Bur­gen­land und rus­si­sche Kriegs­ge­fan­ge­ne. Im Ver­nich­tungs­la­ger Kulm­hof mach­te die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger-SS bei der Ermor­dung der Men­schen exzes­si­ven Gebrauch von Gas­wa­gen.
Ver­nich­tungs­la­ger Lub­lin-Maj­da­nek
Das KZ Maj­da­nek war das ers­te deut­sche Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger der SS-Inspek­ti­on der Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger (IKL) im besetz­ten Polen. Wie Ausch­witz-Bir­ken­au war das KZ Maj­da­nek zeit­wei­se auch ein Ver­nich­tungs­la­ger. Es bestand von Okto­ber 1941 an, bis es am 23. Juli 1944 als ers­tes Lager von der Roten Armee befreit wur­de. Ein Groß­teil der Inhaf­tier­ten waren pol­ni­sche poli­ti­sche Gefan­ge­ne und Juden, dar­über hin­aus war das Lager auch Sam­mel­stel­le für die depor­tier­te Land­be­völ­ke­rung aus Polen und der Sowjet­uni­on. Nach Auf­stän­den in den bei­den Ver­nich­tungs­la­gern Sobi­bór und Treb­linka erschoss die Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger-SS in Maj­da­nek im Novem­ber 1943 inner­halb weni­ger Stun­den 17 000 Juden. So soll­ten mög­li­che Wider­stands­ak­tio­nen ver­hin­dert wer­den. Ins­ge­samt sind bis zum Juli 1944 78 000 Men­schen umge­bracht wor­den, von die­sen waren min­des­tens 60 000 Juden.
Ver­nich­tungs­la­ger Sobi­bór
Im Herbst 1941 beauf­trag­te Hein­rich Himm­ler den SS-und Poli­zei­füh­rer des Distrikts Lub­lin mit der Ermor­dung der dort leben­den Juden. Nach dem Vor­bild des bereits fer­tig­ge­stell­ten Ver­nich­tungs­la­gers Bełżec begann die SS eini­ge Mona­te spä­ter mit dem Bau des Todes­la­gers Sobi­bór bei Lub­lin. Anfang Mai 1942 erreich­ten die ers­ten Trans­por­te mit pol­ni­schen, öster­rei­chi­schen und tsche­chi­schen Juden das Ver­nich­tungs­la­ger. Im Okto­ber 1942 gin­gen in Sobi­bór sechs neue Gas­kam­mern in Betrieb, in denen rund 1300 Men­schen gleich­zei­tig umge­bracht wer­den konn­ten. Im Juli 1943 ord­ne­te Himm­ler die Umwand­lung Sobi­bórs in ein Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger an, in dem erbeu­te­te Muni­ti­on sor­tiert und gela­gert wer­den soll­te. Obwohl auf dem Lager­ge­län­de bereits mit ers­ten Bau­ar­bei­ten für die neue Funk­ti­on Sobi­bórs begon­nen wur­de, waren die Häft­lin­ge von der bal­di­gen Liqui­die­rung des Lagers über­zeugt. Am 14. Okto­ber 1943 orga­ni­sier­ten sie einen Auf­stand, in des­sen Fol­ge eini­gen Gefan­ge­nen die Flucht gelang. Nach die­ser Revol­te ermor­de­te die SS alle im Lager befind­li­chen Juden und zer­stör­te sämt­li­che Gebäu­de.
Ver­nich­tungs­la­ger Treb­linka
Im Som­mer 1942 errich­te­te die SS bei Treb­linka ein Ver­nich­tungs­la­ger zur Ermor­dung von Juden im Rah­men der „End­lö­sung“. Die Mas­sen­tö­tun­gen began­nen am 23. Juli 1942. Den ankom­men­den Juden wur­de erklärt, sie befän­den sich in einem „Durch­gangs­la­ger“ und wür­den nach dem Duschen in ein Arbeits­la­ger über­stellt. Nach Män­nern und Frau­en getrennt, muss­ten die Depor­tier­ten sich aus­zie­hen und ihr Gepäck abge­ben. Anschlie­ßend trieb man sie in die als „Dusch­räu­me“ getarn­ten Gas­kam­mern. Ein aus Juden bestehen­des Arbeits­kom­man­do muss­te anschlie­ßend die Lei­chen nach ver­steck­ten Wert­sa­chen durch­su­chen und in Mas­sen­grä­ber wer­fen. Bis zum Früh­jahr 1943 wur­den hun­dert­tau­sen­de pol­ni­sche, slo­wa­ki­sche, grie­chi­sche, maze­do­ni­sche und jugo­sla­wi­sche Juden in Treb­linka ver­gast. Anfang März 1943 ließ die SS die Mas­sen­grä­ber öff­nen und die Lei­chen ver­bren­nen. Am 2. August 1943 gelang es eini­gen Häft­lin­gen, Waf­fen zu erbeu­ten und zu flie­hen. Die zurück­ge­blie­be­nen Gefan­ge­nen wur­den erschos­sen. Anschlie­ßend ließ die SS das Lager abrei­ßen. In dem Ver­nich­tungs­la­ger Treb­linka wur­den inner­halb eines Jah­res über 900 000 Men­schen ermor­det. Nach einem Häft­lings­auf­stand haben rund sieb­zig Men­schen über­lebt.
Volks­ge­richts­hof
Der Volks­ge­richts­hof war ein 1934 von den Natio­nal­so­zia­lis­ten neu geschaf­fe­nes Gericht, das über Hoch- und Lan­des­ver­rat urteil­te. Urtei­le des Volks­ge­richts­hofs waren end­gül­tig, es gab kei­ne Beru­fungs­in­stanz. Abwand­lung der Urtei­le war nur durch einen Gna­den­er­lass des „Füh­rers und Reichs­kanz­lers“ Adolf Hit­ler mög­lich, der die Rich­ter per­sön­lich ernann­te. Stand­or­te des Volks­ge­richts­hofs in Ber­lin waren in der Bel­le­vue­str. 5 und in der Elß­holz­str. 31. Die Rich­ter am Volks­ge­richts­hof fäll­ten über 5000 Todes­ur­tei­le.
War­schau­er Ghet­to
Die Jüdi­sche Gemein­de in War­schau war zum Zeit­punkt der deut­schen Besat­zung im Sep­tem­ber 1939 mit über 380 000 Mit­glie­dern die größ­te Euro­pas. Am 2. Okto­ber 1940 erfolg­te der Befehl zur Bil­dung eines Ghet­tos in einem fest­ge­leg­ten Teil der Alt­stadt, der Mit­te Novem­ber 1940 vom Rest der Stadt abge­rie­gelt wur­de. Die Lebens­be­din­gun­gen im über­füll­ten Ghet­to waren kata­stro­phal: die hygie­ni­schen Ver­hält­nis­se waren mise­ra­bel, es fehl­te an Lebens­mit­teln und Medi­ka­men­ten. Ins­ge­samt wur­den bis 1943 fast eine hal­be Mil­li­on Men­schen ins War­schau­er Ghet­to ver­schleppt. Im April 1943 beschlos­sen die deut­schen Behör­den die Auf­lö­sung des Ghet­tos, jedoch stie­ßen sie dabei am 19. April 1943 auf bewaff­ne­te Gegen­wehr der jüdi­schen Bevöl­ke­rung. Der aus ver­schie­de­nen jüdi­schen Par­tei­en und Grup­pen gebil­de­ten jüdi­schen Kampf­or­ga­ni­sa­ti­on ZOB (Żydows­ka Orga­ni­zac­ja Bojo­wa) gelang es, meh­re­re Wochen lang Wider­stand zu leis­ten. Erst mit der Nie­der­bren­nung des gesam­ten Ghet­to­ge­län­des konn­ten die deut­schen Ein­hei­ten das Gebiet bis zum 16. Mai 1943 wie­der unter ihre Kon­trol­le brin­gen. Die Über­le­ben­den des Auf­stands wur­den in die Ver­nich­tungs­la­ger Treb­linka und Maj­da­nek sowie in Zwangs­ar­beits­la­ger depor­tiert.